Mit Zuckerbrot und Peitsche
Rudolf Buchbinder mit Werken von Schubert und Schumann im Wiener Musikverein, Mai 2008
Von Daniel Wagner
Publikumsliebling Rudolf Buchbinder bescherte den Musikvereinsbesuchern bei seinem Festwochenkonzert ein Wechselbad der Gefühle. In Schuberts letzter Klaviersonate D 960 packte er die klangartikulatorische Peitsche aus und machte vor, wie depressiver Schubert klingen muss.
Rabiat waren schon die Anfangsthemen gestaltet, die keine Durchsicht auf die an sich kantablen Flanken zuließen. Nach einem höchst konduktartigen Andante taute Buchbinder, ganz im Element seiner technischen Eskapaden, im Scherzo auf, um zur intendierten Leichtigkeit des abschließenden Allegros zu finden.
Mit dieser Grazilität wurde bei Schumanns Symphonischen Etüden op. 13 eine Extraportion Zuckerbrot serviert. Der Wiener Pianist bewies nicht nur gewohnte technische Souveränität, sondern machte darüber hinaus mit der zwiespältigen Welt der deutschen Romantik bekannt. Hatte Robert Schumann fünf weitere Variationen als zu persönlich zwecks Veröffentlichung befunden, bescherte Buchbinder gerade diesen Momenten eine über jeden Zweifel erhabene Intimität. Zu so viel Emotion passten die Zugaben perfekt: Schumanns liebevolle "Widmung" op. 25/1 in der Lisztschen Klavierfassung und Schuberts traurig dahinplätscherndes as-Moll- Impromptu D 899/4.
Rudolf Buchbinder
(Klavier)
Werke von Schubert und Schumann
Wiener Musikverein
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