"Roberts Luftschiff" verzaubert Gäste
FRIEDRICHSHAFEN (hv) Einst reisten die Luftschiffe über die Weltmeere, jetzt schwebt der Nachbau im Zeppelin Museum über einem romantischen Liedermeer. Denn "Roberts Luftschiff", das die Schweizer Gruppe IG OPERA am Mittwoch dort aufführte, malt mit seinen Liedern ein poetisches Porträt Schumanns.
Als die IG OPERA aus Zofingen im Aargau beim Zeppelin Museum angefragt hat, ob sie mit ihrer Musiktheaterproduktion "Roberts Luftschiff" ins originale Ambiente des Museums kommen dürfe, hat man sie im Jubiläumsjahr der Zeppelin-Stiftung gerne dazu eingeladen.
Erwartungsvoll saßen die Premierengäste vor dem großen silbernen Bauch und den Promenadenfenstern, die die Kulisse boten für ein Spiel, das nicht das Luftschiff, sondern den Luftschiffer Giannozzo in den Mittelpunkt stellt, der von seinen Ballonfahrten erzählt: Eine satirische Figur, die ihr Autor Jean Paul beschreibt als wilden, zerrissenen Menschen, "die Hände ausstreckend nach dem Äther der Freiheit". Diesen Giannozzo, mit dem sich Robert Schumann, der den Dichter Jean Paul verehrte, zeitweise stark identifiziert haben soll, hat der Librettist Virgilio Masciadri als Spiegel für den Komponisten gewählt, in ihn projiziert er dessen seelisches Porträt. Mit Giannozzos Augen, die immer mehr zu Roberts Augen werden, betrachten wir die Welt, erleben in vertonten Gedichten von Rückert, Chamisso, Goethe oder Heine eine bezaubernde Liebesgeschichte aufkeimen, reifen und in Trennung und Einsamkeit enden.
Hier sind wir nun ganz bei den Liedern, die Anna Merz ausgewählt und zu einem Abend voller romantischem Zauber zusammengefügt hat. Da tanzen sie um das duftige, transparente Luftschiff, das in verschiedene Lichtstimmungen getaucht die optische Klammer bildet für einen Reigen von Liedern, die Schumann als weitgehend unbekannten Dramatiker und großen Tondichter vorstellen, wobei eine Reduzierung der Fülle dem Ganzen nur gut getan hätte.
Unverbrauchte Stimmen
Musik und Sprache, Szenerie und die romantischen Lieder dieses Spiels ohne Handlung hüllen den Zuhörer ein, führen ihn auf eine imaginäre Reise in reale, mehr noch aber in Seelenlandschaften, in Erinnerungen an glückselige Jugendzeiten, an Liebe und Todesahnung. Im Mittelpunkt stehen die Lieder des "Spanischen Liederspiels" op. 74, dazu kommen Balladen, ein Ausschnitt aus Schumanns eben erst in Zürich aufgeführten einzigen Oper "Genoveva". Während Anna Merz sensibel am Klavier begleitet, erfreut unter der Regie von Elja-Dusa Kedves ein junges Sängerensemble mit frischen, unverbrauchten Stimmen.
Schwäbische Zeitung, 22.02.2008
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