Zwickauer Schumann-Preisträger 2009
Reinhard Kapp (Wien) und Michael Struck (Kiel)
Der Vorstand der Robert-Schumann-Gesellschaft Zwickau e.V. als vorschlags-berechtigtes Gremium hat zur Auszeichnung mit dem Robert-Schumann-Preis 2009 der Stadt Zwickau die Musikwissenschaftler Prof. Dr. Reinhard Kapp (Wien) und Dr. Michael Struck (Kiel) nominiert, und die satzungsgemäß vorgesehene Jury hat beide Kandidaten im Januar 2009 einstimmig bestätigt. Der Preis wird am 7. Juni 2009 in einer festlichen Matinee im Robert-Schumann-Haus durch Oberbürgermeisterin Dr. Pia Findeiß überreicht. Die Matinee wird musikalisch umrahmt durch das Altenberg Trio Wien mit Claus-Christian Schuster (Klavier(, Amiram Ganz (Violine) und Alexander Gebert (Violoncello). Das Trio, selbst Träger des Robert-Schumann-Preises 1999, wird Kompositionen von Schumann und Mendelssohn vortragen. Die Laudatio auf die Preisträger hält der Vorsitzende der Robert-Schumann-Gesellschaft, Dr. Gerd Nauhaus.
Prof. Dr. Reinhard Kapp und Dr. Michael Struck haben sich durch ihre nahezu gleichzeitig erschienenen Dissertationen Studien zum Spätwerk Robert Schumanns (Tutzing 1984) und Die umstrittenen späten Instrumentalwerke Robert Schumanns (Hamburg 1984) nicht nur einen herausragenden Platz in der Schumann-Forschung errungen, sondern sie haben bahnbrechend auf dem Gebiet der Erforschung, Erschließung und Popularisierung eines wesentlichen Schaffensgebiets des Komponisten gewirkt. Seit dem Erscheinen ihrer Bücher hat sich die Beurteilung des bis dahin oft unter dem Aspekt des Krankhaften und minder Inspirierten abgewerteten Schumannschen Spätschaffens grundlegend gewandelt und ist einer differenzierteren Betrachtung gewichen. Das lässt sich nicht zuletzt ablesen an einem Wandel der Interpretationshaltung, wie er besonders anhand der Werkauswahl gerade junger Künstler im Rahmen der Zwickauer Internationalen Robert-Schumann-Wettbewerbe deutlich wird.
Darüber hinaus haben beide Wissenschaftler in Wort und Schrift mit großer Stetigkeit und Nachhaltigkeit entscheidend zum besseren Verständnis und zur vertieften Kenntnis der Biographie und des Œuvres von Robert Schumann beigetragen. Prof. Kapp und Dr. Struck haben mehrfach als Referenten an den Zwickauer Wissenschaftlichen Arbeitstagungen zur Schumann-Forschung teilgenommen. In ihrer musikwissen-schaftlichen Arbeit bildet – bei aller Vielseitigkeit der Themen und Fragestellungen – Schumann den Schwerpunkt, so dass sie auf eine beeindruckende Zahl entsprechender Veröffentlichungen verweisen können. Stellvertretend genannt seien aus der Feder Reinhard Kapps sein Buch über Schumanns Rheinische Symphonie (Mainz 1981), seine Überblicksdarstellungen über Das Orchester Schumanns (1982) und Tempo und Charakter in der Musik Schumanns (1987) sowie seine biographisch-werkgeschichtlichen Zusammenfassungen Schumann nach der Revolution (1993) und Schumann in his time and since (2007; deutsch u.d.T. Schumann für die Mit- und Nachwelt) und von Michael Struck sein Buch über Schumanns Violinkonzert (München 1988), seine erhellenden Aufsätze über Schumanns übrige Konzert-Kompositionen, Ouvertüren und Soloklavierwerke, sein Verhältnis zu Johannes Brahms, sowie über Tempo- und Metronomisierungsfragen, ferner zahlreiche Rezensionen, Einführungstexte und Rundfunkbeiträge. Nicht unerwähnt bleiben sollte Michael Strucks engagierte Mitwirkung in der Klavierjury des XV. Internationalen Robert-Schumann-Wettbewerbs Zwickau 2008.
Reinhard Kapp wurde 1947 in Hof/Saale geboren und studierte nach dem Abitur Musikwissen-schaft, Philosophie und Religionswissenschaft in Heidelberg sowie an der FU Berlin, u.a. bei Rudolph Stephan und Hans-Georg Gadamer. Nach dem Magisterexamen 1974 war er Assistent an der FU Berlin und erhielt 1981 einen Lehrauftrag an der dortigen Hochschule der Künste (heute: UdK). 1982 promovierte er mit der o.g. Arbeit. 1983-1992 arbeitete er als Redakteur in der Richard-Wagner-Forschungsstelle München und nahm Lehraufträge und eine Gastprofessur an der Universität Gesamthochschule Kassel wahr. Seit 1993 ist er Ordentlicher Professor für Musikgeschichte an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien.
Michael Struck wurde 1952 in Hannover geboren, studierte 1973–1978 an der Musikhochschule und der Universität Hamburg Schulmusik, Privatmusikerziehung (Klavier) sowie Musik- und Erziehungswissenschaften und promovierte 1984 mit der o.g. Arbeit. 1985 wurde er zum Wissenschaftlichen Mitarbeiter des Pilotprojekts einer neuen Johannes-Brahms-Gesamtausgabe berufen, leitet seit 1991 die Forschungsstelle Kiel und ist Mitglied der Editionsleitung der Gesamtausgabe. Er ist auch auf künstlerischem Gebiet (Klavier) und als Musikjournalist und Musikkritiker tätig. Zu seinem Arbeitsspektrum gehören Fragen der Öffentlichkeitsarbeit ebenso wie die Mitarbeit in mehreren kulturellen Gremien des Landes Schleswig-Holstein.
(Dr. Gerd Nauhaus)
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