Albert Hermann Dietrich (1829 – 1908)
Dirigent und Komponist
Albert Hermann Dietrich erhielt in jungen Jahren ersten Kompositionsunterricht an der musikalisch ausgerichteten Kreuzschule in Dresden. Während seines Philosophie-Studiums zwischen 1847 und 1851 nahm Dietrich Privatunterricht am Leipziger Konservatorium bei Moscheles, Rietz und Hauptmann. 1851 siedelte er nach Düsseldorf über, wo er Schumann als Mentor in Komposition gewann. Zwischen 1855 und 1861 leitete Dietrich als Städtischer Musikdirektor die Abonnementskonzerte in Bonn; ab 1861 bis 1890 war er als Kapellmeister an der großherzoglichen Hofkapelle in Oldenburg angestellt. Auch kompositorisch war Dietrich sehr aktiv, sein großes Liedschaffen brachte ihm schon zu Lebzeiten hohe Anerkennung und Beliebtheit.
Albert Hermann Dietrich gehörte in Düsseldorfer Zeiten bald zu Schumanns engerem Freundeskreis, wo er sich zudem mit Joseph Joachim und Johannes Brahms anfreundete. Ab November 1852 finden sich vermehrt Einträge in Schumanns Haushaltsbuch, die von Spaziergängen mit Dietrich berichten, sogar Heilig Abend verbrachte Dietrich bei den Schumanns. Im Jahr 1853 hatte Schumann die Idee einer gemeinschaftlich komponierten Sonate für Joseph Joachim: „Schumann schlug uns in heiterer Stimmung vor, gemeinschaftlich eine Violinsonate zu componieren. Joachim sollte dann errathen, von wem jeder Satz wäre“ (aus: Ulrich Tadday, Schumannhandbuch, 2006). So kam es zusammen mit Schumann und Brahms zu der FAE-Sonate, deren erster Satz von Dietrich stammt. Schumann hielt große Stücke auf Dietrich und nennt ihn in seinem berühmten Aufsatz „Neue Bahnen“ einen „hochaufstrebenden Künstler“.
Wie sehr sich Schumann und Dietrich gegenseitig schätzten, zeigen die Widmungen. Dietrich widmete Schumann sein Klaviertrio C-Dur op. 9, von dem Schumann begeistert war, und Dietrich erhält eine Woche vor Schumanns Selbstmordversuch die ihm von Schumann gewidmete Sammlung „Märchenerzählungen“ op.132.
(Philip Förster)