Johann Joseph Hermann Verhulst (1816 – 1891)
Geiger, Komponist, Dirigent
Der Holländer Johann Verhulst, auch bekannt unter dem Namen Johannes Josephus Hermanus Verhulst, studierte Musiktheorie und Violine an der königlichen Musikschule in Den Haag.
Ab 1832 nahm er dort die Tätigkeit als Organist auf und wurde Mitglied des Orchesters der Hofkapelle und des Französischen Theaters. Dank eines Stipendiums studierte Verhulst ab 1838 in Leipzig bei Mendelssohn, den er bereits 1836 kennengelernt hatte. Während dieser Zeit knüpfte er freundschaftliche Beziehungen zu Schumann, Hiller und Gade. Nach vier Jahren Aufenthalt ging Verhulst zurück in die Niederlande, wo er Hofmusikdirektor bei König Willem II. wurde und wo er sich sehr für die Musik Schumanns einsetzte.
In den Leipziger Jahren entwickelte sich eine enge Freundschaft zwischen Verhulst und Schumann, die sich in vielen Treffen und gemeinsamen Musikabenden niederschlug.
Nach der Duschaft im Oktober 1842 und dem Weggang Verhulsts aus Leipzig blieb ein enger und herzlicher Briefkontakt, u.a. mit Schlusszeilen wie: „Ich grüße und küsse Dich in herzlicher Freundschaft Dein R. Schumann“ (zit. nach Wolfgang Seibold, Familie, Freunde, Zeitgenossen, 2008, S. 308). In der Folge widmete Verhulst seinem Freund im August 1843 sein Streichquartett Es-Dur op. 21, Schumann seinerseits widmete Verhulst sein Opus 52,
das am 4. Dezember 1845 uraufgeführt wurde. Schumann schätzte die Quartette Verhulsts,
die des Öfteren bei den „Quartettunterhaltungen“ gespielt wurden, den Privatkonzerten in Schumanns Wohnung mit dem Ensemble um den Geiger Ferdinand David.
Verhulst verbrachte auch einige Zeit in Düsseldorf, was familiäre Nähe zu den Schumanns, aber auch künstlerische Zusammenarbeit mit sich brachte. Kompositorisch prägte Schumann besonders das Liedschaffen Verhulsts, wobei er Schumanns freie Formgestaltung mit einer sehr charakteristischen Expressivität verband.
Die enge Freundschaft mit Schumann – Schumann wurde 1853 sogar Pate für Verhulsts Sohn Robert – wirkte sich aber nicht nur positiv auf Verhulst aus. Ein ständiges Gefühl, Schumann kompositorisch unterlegen zu sein, löste bei Verhulst Depressionen aus, die zu einer fast völligen Aufgabe der Kompositions-Tätigkeit führten. Als Dirigent erfuhr er später ebenfalls einen Rückschlag, als er 1886 wegen seiner grundsätzlichen Ablehnung der Musik von Berlioz, Liszt und Wagner von der Leitung der Diligentia-Konzerte entbunden wurde, die er seit 1860 in Den Haag geleitet hatte.
(Philip Förster)
Verhulst hatte eine 1858 geborene Tochter, die ab den späten 1870er-Jahren als Pianistin und Klavierpädagogin in ihrem Heimatland, Belgien, Deutschland und England tätig war.