Wilhelm Joseph von Wasielewski (1822–1887)

Wilhelm Joseph von Wasielewski, Fotographie nach einer Daguerreotypie von ca. 1855 (Robert-Schumann-Haus Zwickau, Archiv-Nr. 08.006-B2) 

Wilhelm Joseph von Wasielewski (Abbildung vgl. W.J. von W., Aus siebzig Jahren – Lebenserinnerungen, 1897)

Wilhelm Joseph von Wasielewski erhielt schon in frühen Jahren Violinunterricht von seinem Vater in Danzig. Ende März 1843 ging Wasielewski nach Leipzig, um für drei Jahre an dem von Felix Mendelssohn Bartholdy neu gegründeten Leipziger Konservatorium zu studieren. Hier traf er auf Robert Schumann: Er wurde sein Lehrer für Komposition. Im Hause der Schumanns wirkte Wasielewski im Oktober 1843 als Bratschist in einer Streichquartettprobe von Das Paradies und die Peri op. 50 mit und war, vor allem in der Düsseldorfer Zeit, ein oft und gern gesehener Gast bei den Schumanns. Von Wasielewskis geigerischen Fähigkeiten war Robert Schumann beeindruckt und setzte sich dafür ein, dass Wasielewski in Düsseldorf ab 1850 die Stelle des stellvertretenden Konzertmeisters der Abonnementkonzerte erhielt. 1852 widmete Schumann ihm seine Märchenbilder für Klavier und Viola (Violine ad libitum) op. 113, in Wasielewskis Handexemplar schrieb Schumann: „Erinnere Sie, lieber Wasielewski, dieses Heft an manch zusammen verlebte Stunden, die Ihre Kunst auch mir zu unvergeßlichen gemacht. Düsseldorf, den 10ten Juli. 1852. Robert Schumann.“ Die Uraufführung, mit Wasielewski, fand am 12. November 1853 in Bonn im Gasthof „Zum goldenen Stern“ in einer Soiree Clara Schumanns statt. Wasielewskis Frau, der Pianistin Alma geb. Beyer (1827–1871), ehemalige Schülerin Friedrich Wiecks, widmete Schumann 1853 die Albumblätter op. 124.

Wasielewski wirkte außerdem als Geiger im Gewandhaus- und Theaterorchester Leipzig (1846–1850), als Chordirigent des Männergesangvereins „Concordia“ und Städtischer Musikdirektor in Bonn (ab 1852), als freier Geiger in verschiedenen Orchestern in Dresden (ab 1855) sowie als Städtischer Kapellmeiser und Musikdirektor in Bonn (ab 1869) und Musikgeschichtslehrer am Fürstlichen Konservatorium in Sondershausen (ab 1885). Wasielewski schrieb mehrere musikgeschichtliche Abhandlungen, u.a. „Die Violine im 17. Jahrhundert und die Anfänge der Instrumentalkomposition“ (Bonn 1874) und „Das Violoncell und seine Geschichte“ (Leipzig 1889).

1858 veröffentlichte Wasielewski die erste Biografie über Robert Schumann – Vorarbeiten dazu begann er schon 1853, zu dieser Zeit hatte Wasielewski Einsicht in das Kompositionsverzeichnis und Projektenbuch Schumanns. Nur wenige Monate nach dem Tod Robert Schumanns bat er Clara Schumann um Zusendung von weiterem Material, dies lehnte sie jedoch ab. Ihr erschien eine Veröffentlichung einer Biografie noch zu früh, sie hatte Bedenken, dass die Biografie unvollständig und eklektisch wirken könnte, das biografische Material war zudem noch ungeordnet. Wasielewski wandte sich aber auch an andere Personen seines Freundeskreises sowie an frühere Freunde Robert Schumanns und veröffentlichte 1858 seine Schumann-Biografie; Clara Schumann hat sie jedoch nie gelesen.

Vgl. Fabian Kolb: Artikel „Wasielewski, Wilhelm Joseph von“, in: Ludwig Finscher (Hg.), Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Personenteil Bd. 17, Kassel u.a. 2007, Sp. 490–491.

Vgl. Wolfgang Seibold: Familie, Freunde, Zeitgenossen. Die Widmungsträger der Schumannschen Werke (= Schumann-Studien 5), Sinzig 2008, S. 313 f., 315–318.

Vgl. Thomas Synofzik: Sonderausstellung: Wilhelm Joseph von Wasielewski (1822–1896). 150 Jahre Schumann-Biographik, Robert-Schumann-Haus Zwickau 13. Januar 2008 bis 13. April 2008, Katalog und Konzeption: Thomas Synofzik 2008. Online unter: https://www.schumann-zwickau.de/ [5.9.2020].

Robert Schumann. Eine Biographie von Wilhelm Joseph von Wasielewski, Dresden 1858 [2. Aufl., Dresden 1869, 3., wesentl. verm. Aufl., Bonn 1880, 4., umgearb. u. beträchtlich verm. Aufl., Leipzig 1906].

(Theresa Schlegel, 2020)