Eine Welt für sich
Fono Forum, Februar 2011, S. 42
Folge 6: Das Lied
Es ist die wohl kleinste Gattung.
Das aber macht sie nicht leichter. Denn das Kunstlied ist komplex und vielschichtig. Es verlangt höchste Aufmerksamkeit – von den Interpreten und vom Hörer.
Eine Spurenlese von Christoph Vratz.
Ein riesiges Mosaik. Wo immer wir einen Detailblick wagen, bekommen wir nicht mehr als einen winzigen Ausschnitt zu sehen. Wo wir das Ganze überblicken möchten, steht uns eine Fülle von Einzelteilchen im Weg. Das Lied – ein Makrokosmos aus lauter Mikrokosmen. Allein, was sich zwischen Beethoven und Hugo Wolf, zwischen Schubert und dem frühen Richard Strauss getan hat: eine Entwicklung in Siebenmeilenstiefeln. Keine Frage, die Gattung erreichte ihren Zenit im 19. Jahrhundert; im 20. Jahrhundert wird sie medial vermarktet; im 21. Jahrhundert muss sie womöglich ums Überleben kämpfen, denn der Kreis von Lied-Liebhaber ist eher klein. Aber er ist ausdauernd, begeisternswert, treu....