Aus der 1825 geschiedenen Ehe der Eltern von Clara Schumann:
Wieck, Adelheid (1817–18), Schwester
Wieck, Friedrich Alwin Feodor (1821–1885), Bruder
Da Clara im Hause Wieck im Mittelpunkt stand, wurden ihre Brüder Alwin und Gustav nicht im selben Maße gefördert und so bald wie möglich aus dem Haus geschickt, um auf eigenen Füßen zu stehen. Clara gab Alwin Klavierunterricht, als sie 12 Jahre alt war. Er wurde Geiger, studierte in Leipzig bei Ferdinand David und ging 1843 nach Reval. Von 1849–1859 war er Mitglied des italienischen Opernorchesters in Petersburg und lebte danach als Musiklehrer in Dresden. Er bemühte sich darum, die Lehren seines Vaters zu verbreiten, was später zum Bruch mit seiner Halbschwester Marie führte, die der Meinung war, nur sie könne die Unterrichtsmethoden Friedrich Wiecks authentisch weitergeben. Beide verfaßten Klavierschulen nach Wiecks Methode. Kurz vor Alwins Tod versöhnten sich die Geschwister jedoch zu Claras großer Beruhigung.
Clara selbst setzte sich u.a. bei der Braunschweiger Klavierbaufirma Grotrian-Steinweg für Alwin ein, damit er eine Preisermäßigung bekam, als er sich einen neuen Flügel anschaffen wollte, und verbrachte manchmal die Sommerferien mit ihm, so auch die letzten vor seinem Tod. An ihre Freundin Rosalie Leser schrieb Clara Schumann bezüglich des Todes von Alwin: „Hätte ich ihn doch einmal noch sehen können! Mein letzter Brief, den ich ihm schrieb hat ihm so große Freude gemacht. Sahen wir uns auch selten, so hing er doch sehr an mir. […] Was mich tief betrübt ist, daß Alwin sich in den letzten Monaten so furchtbar gegrämt hat, weil in den Blättern bei Gelegenheit des 100jährigen Geburtstages meines Vaters seiner mit keinem Worte erwähnt war, der er doch mit unermüdlichem Fleiße und besten Resultaten die Methode des Vaters zu verbreiten gesucht hat.“
Wieck, Gustav Robert Anton (1823–1884), Bruder
Auch um Gustav kümmerte sich Friedrich Wieck relativ wenig, da sein Hauptaugenmerk der Ausbildung seiner Tochter Clara zur Virtuosin galt. Gustav wurde Instrumentenmacher und ging 1838 nach Wien, wo Schumann während seines längeren Aufenthaltes häufiger mit ihm zusammen war.
1845 hielt Gustav sich in Weimar auf, lebte später aber wieder dauernd in Wien, wo er auch starb.
Wieck, Victor (1824–1827), Bruder
Aus der Ehe Friedrich Wiecks mit Clementine Fechner,
der Stiefmutter von Clara Schumann:
Wieck, Clemens (1829–1833), Halbbruder
Wieck, Marie (1832–1916), Halbschwester
Marie Wieck wurde wie ihre ältere Schwester vom Vater Friedrich Wieck zur Pianistin ausgebildet. Mit fünf Jahren erhielt sie Klavierunterricht von Louis Anger, dann von ihrem Vater, der wie zuvor schon für Clara auch für Marie ein Tagebuch führte. In diesem vermerkte er, Marie sei „duselig, dumm, faul […] wie Klara.“ Talent hätte sie wie diese, wie auch Gefühl, Takt und Gehör. Allerdings war Marie keineswegs so begabt wie Clara. Mit 9 Jahren hatte sie noch Schwierigkeiten beim Notenlesen und dem Greifen von Oktaven. Im selben Alter hatte Clara ihr Debut im Leipziger Gewandhaus gegeben. Wie Clara besuchte auch Marie keine öffentliche Schule, sondern wurde von Privatlehrern unterrichtet, wobei der Schwerpunkt auf Fremdsprachen lag. Am 20. November 1843 trat Marie erstmals öffentlich auf und zwar in einem Konzert ihrer Halbschwester Clara, mit der sie vierhändig zwei Sätze einer Sonate von Ignaz Moscheles spielte. Die Kritik bescheinigte der 11jährigen eine überzeugende künstlerische Leistung. In der Folge unternahm Friedrich Wieck mit ihr kürzere Konzertreisen nach Thüringen (Eisenach, Weimar) und Hessen (Kassel). In Leipzig konzertierte sie mehrfach im Gewandhaus und feierte Erfolge. Sie setzte den Unterricht bei ihrem Vater fort, begann aber auch, selbst zu unterrichten, zunächst ihre jüngere Schwester Cäcilie, Anfang 1847 auch ihre Nichte Marie Schumann. Friedrich Wieck gab ihr auch Gesangsstunden, und in den 1860er Jahren trat Marie als Gesangssolistin auf. Sie wirkte später sowohl als erfolgreiche Gesangs- als auch als Klavierpädagogin. Ihre pianistische Karriere führte sie in viele Länder Europas, so 1851 in die Schweiz, 1855 nach Wien und Italien, 1864/65 nach England, 1870 nach Rußland und 1879 nach Skandinavien. Sie begeisterte mit ihrem Klavierspiel das Publikum und konzertierte auch mehrfach gemeinsam mit ihrer Halbschwester Clara Schumann wie auch mit Joseph Joachim. 1857 wurde sie zur Hohenzollernschen Hof- und Kammervirtuosin ernannt. Ihre letzten Konzerte gab sie im Dezember 1914 und Januar 1915 im Alter von 84 Jahren in Dresden. Marie Wieck setzte sich ebenso wie Alwin Wieck für die Verbreitung der Lehren des Vaters ein und veröffentlichte mehrere Schriften zur Unterrichtspraxis Friedrich Wiecks. Eine schwere Augenerkrankung schränkte ihr rastloses Schaffen in den letzten Jahren stark ein und führte kurz vor ihrem Tod zur Erblindung. Marie Wieck starb am 22. November 1916 in Dresden. Trotz der Anerkennung ihrer künstlerischen Leistungen stand sie zeitlebens im Schatten ihrer älteren und berühmteren Halbschwester. Daß sie auf diese wohl auch etwas neidisch war, kann man ihrem Erinnerungsbuch Aus dem Kreise Wieck-Schumann entnehmen.
Wieck, Cäcilie (1834–1893), Halbschwester
Claras 2. Halbschwester aus Friedrich Wiecks Ehe mit Clementine Fechner war seit ihrem 16. Lebensjahr geisteskrank.
Aus der Ehe von Clara Schumanns Mutter Mariane
mit Adolph Bargiel:
Bargiel, Woldemar (1828–1897), Halbbruder
Woldemar Bargiel war der erste Sohn aus der Ehe Marianes mit dem Klavier- und Gesangslehrer Adolph Bargiel und wurde in Berlin geboren. Er erhielt früh Musikunterricht und wurde Schüler von Siegfried Wilhelm Dehn in Berlin. Auf Vorschlag Robert Schumanns und durch Vermittlung Felix Mendelssohn Bartholdys ging er 1846 an das Leipziger Konservatorium, wo er seine Ausbildung bis 1850 bei Moritz Hauptmann, Ignaz Moscheles, Julius Rietz und Niels Wilhelm Gade fortsetzte. Danach war er als Musiklehrer in Berlin tätig und konnte dank des Einflusses seiner berühmten Halbschwester und seines Schwagers mehrere Kompositionen veröffentlichen. 1859 berief ihn Ferdinand Hiller als Lehrer für Klavier und Theorie an das Kölner Konservatorium. 1865 ging er als Dirigent und Direktor der Musikschule nach Rotterdam, wo er auch seine Frau Hermine Tours kennenlernte und bis 1874 wirkte. Dann holte Joseph Joachim Bargiel als Professor an die Berliner Musikhochschule, wo er bis zu seinem Tod am 23. Februar 1897 mit Erfolg lehrte. Er war auch mit Johannes Brahms befreundet, mit dem gemeinsam er an der Chopin- und der Schumann-Gesamtausgabe arbeitete. Schumann selbst hatte Bargiel geschätzt und ihn mehrmals mit dem Anfertigen von Klavierauszügen seiner Werke beauftragt. Bargiel verehrte seinen Schwager und seine Schwester sehr und widmete beiden Kompositionen. Sein Schaffen ist schmal; er schrieb Orchesterwerke, Kammermusik, darunter drei Klaviertrios, Streichquartette und ein Streichoktett, sowie zahlreiche Werke für Klavier zu 2 und 4 Händen. Woldemar Bargiel war ein sehr introvertierter Mensch und als Komponist bereits zu Lebzeiten vergessen. Erst in jüngster Zeit wurde er wiederentdeckt. Seine Nichte Eugenie Schumann beschreibt ihn als „der feinsinnigsten einer unter den Musikern, dazu ein Mensch von umfassender Bildung“.
Bargiel, Ernst Amadeus Theodor Eugen (1830 Berlin – 1907 Bukarest), Halbbruder
Eugen Bargiel, über den Clara im Juli 1842, als er und Woldemar die Ferien bei Schumanns verbringen, schreibt, er habe eine aufrichtige und gutmütige Natur, war Kaufmann und wanderte nach Rumänien aus. Eugen Bargiel wurde von seiner Familie wegen eines gewissen Leichtsinns oft kritisch gesehen, doch war er liebenswürdig, und sein Bruder Woldemar hing an ihm in Erinnerung an die gemeinsam verbrachte Jugend.
Bargiel, Clementine (1835 Berlin – 1869 Johannisbad/Böhmen), Halbschwester
Clementine Bargiel war ebenfalls sehr musikalisch und wurde von ihrer Mutter wie ihrem Bruder Woldemar im Klavierspiel unterrichtet. Auf Empfehlung Clara Schumanns lebte sie von Herbst 1853 bis Sommer 1858 als Gesellschafterin von Frau Rodbertus und als Klavierlehrerin von deren Tochter Anna auf Gut Jagetzow bei Jarmen. Im Juli 1859 ging sie nach London und unterrichtete dort am Musikinstitut von Metcalfes in Hendon (heute eingemeindet zu London) bis Anfang 1868. Dann machte sie sich selbständig und wohnte mit ihrer Freundin Agnes von Bohlen zusammen. Clara Schumann gab ihr gern Stunden, wenn sie in London war oder Clementine in den Ferien in Baden-Baden weilte. Sie starb schnell und unerwartet im Urlaub in Gegenwart ihrer Mutter und aller Geschwister im Alter von nur 33 Jahren. Die Familie – auch Clara Schumann – war über ihren Tod tief erschüttert.
Bargiel, Cäcilie (1831 Berlin – 1910 Waldsieversdorf/Brandenburg), Halbschwester
Cäcilie lebte bis zu deren Tod 1872 mit der Mutter Mariane zusammen, deren Haushalt sie versorgte. Sie gab auch Klavierunterricht und sang in der Singakademie mit. Eine besondere Begabung hatte sie für feine Handarbeiten, die ihre Mutter so auch Clara Schumann zum Geburtstag schenkte. Cäcilie war kränklich und brach im Frühjahr 1886 mit ihrer Freundin Laura Peters nach Italien auf, um sich in der Hoffnung auf Besserung ihrer Leiden bis Oktober 1890 in Cadenabbia, Rom, Capri und anderen Orten aufzuhalten.
Clara hatte zu ihrer Halbschwester immerhin so engen Kontakt, daß sie sommerliche Erholungsaufenthalte gemeinsam mit ihr verbrachte. Auch besuchte Mariane mit ihren Töchtern Clementine und Cäcilie Clara in den 1860er Jahren in Baden-Baden.
Clara schreibt im Tagebuch am 15. August 1895: „Abreise von Cäcilie und Laura [Peters] ... wir werden sie doch sehr vermissen. Cäcilie war immer so reizend zu mir, so aufmerksam, obgleich sie selbst ja schon so alt und eigentlich pflegebedürftig wäre. Ob wir uns noch mal wiedersehen werden, das waren meine Gedanken beim Abschied und wehmüthig war mir ums Herz...“
Die letzten Lebensjahre mußte Cäcilie Bargiel in einem Pflegeheim in Waldsieversdorf nahe des Scharmützelsees verbringen, wo sie 1910 starb
(Julia M. Nauhaus)
Die Daguerreotypie von ca. 1855-1860 aus der Sammlung des Robert-Schumann-Hauses Zwickau war ein Geschenk von Hermina Stamm geb. Bargiel (1915-2000). Abgebildet sind Clara Schumanns Halbschwestern mütterlicherseits, Clementine Bargiel, sitzend, und Cäcilie Bargiel, stehend, Töchter von Mariane Bargiel aus ihrer zweiten Ehe.