Begegnung dreier sehr musikalischer Herren
Bonner General-Anzeiger, 01.03.2007, S. 16
Von Barbara Kaempfert-Weitbrecht
Das jüngste Hauskonzert im Endenicher Schumannhaus hatte einen ganz besonderen Akzent: Die Pianistin Elfrun Gabriel hatte ihrem Abend das Thema gegeben "Denkwürdige Begegnung der Herren Mendelssohn, Schumann und Chopin in Leipzig". Nach den Aufzeichnungen Mendelssohns sowie der Schumann-Freundin Henriette Vogt war Frédéric Chopin 1835 und 1836 kurz in Leipzig, wo er Felix Mendelssohn, Clara Wieck und Robert Schumann begegnete und mit seiner Art zu spielen beeindruckte.
Elfrun Gabriel begann ihr Recital aus Werken möglicher wechselseitiger Einflüsse mit Schumanns g-Moll-Sonate op. 22., der sie im ersten Satz mit Kraft und Feuer begegnete. Das innige Andantino offenbarte dann auch die lyrischen Qualitäten der sympathischen Künstlerin. Solche kamen auch auch bei den ausgewählten Piecen aus Schumanns "Kinderszenen" zum Tragen, insbesondere in "Kind im Einschlummern". Nicht zuletzt überzeugte Elfrun Gabriel aber auch bei der Darstellung der so bedeutenden wie schönen und ausdrucksvollen "Variations sérieuses" op. 54 von Mendelssohn.
Von Chopin schließlich waren zwei sehr reizvolle, prägnant nachgestaltete Mazurken (h-Moll und D-Dur op- 33), das zu wenig delikat angegangene Es-Dur-Nocturne op. 9 und die Schumann gewidmete F-Dur-Ballade op. 38, das Prélude cis-Moll op. 45. Der effektvollen As-Dur-Polonaise op. 53 zu fehlte es ein wenig an grifftechnischer Präzision.
Viel herzlicher Beifall im Bibliotheksraum, den jetzt schöne neue Bücher-Regale zieren, und als charmante Zugabe noch eine Scarlatti-Sonate.