Hannoversche Allgemeine
25. 11. 2010
Pro Musica
Mizuka Kano spielt Klavierkonzert
Die Japanerin Mizuka Kano hat im Lauf der Pro-Musica-Reihe der Klavierpreisträger im Kleinen NDR-Sendesaal ein Konzert gegeben. Mit gutem Gespür für Robert Schumanns Werke fesselte sie das Publikum und macht Hoffnung auf ein weiteres Gastspiel in Hannover.
Der erste Preis und die Goldmedaille des 15. Internationalen Robert-Schumann-Wettbewerbs in Zwickau haben die japanische Pianistin Mizuka Kano glücklicherweise nicht im Starrummel verschlissen. Die 2008 ausgezeichnete Künstlerin ist ihrem von außerordentlicher Einfühlung geprägtem Klavierspiel treu geblieben.
Als Gast der Pro-Musica-Konzerte mit jungen Preisträgern hat sie das Publikum im Kleinen NDR-Sendesaal vom sanften Pianissimo zu Beginn von Robert Schumanns erster „Wald¬szene“ bis zu der im Anschluss an eine Chopin-Mazurka zugegebenen „Träumerei“ gefesselt. Mizuka Kano entfaltet vollkommene Klavierpoesie, sie kennt keinen unbedachten Ton und fasziniert mit einer superben Anschlagskultur.
Mit gutem Gespür für minimale Temposchwankungen kostete sie Schumanns Charakterstücke aus. Deren Vortragsbezeichnungen muten wie ein Katalog der Empfindungen an, und Mizuka Kano traf sowohl den balladenmäßigen Ton zu Beginn des zweiten Davidsbündler-Heftes als auch die „wie aus der Ferne“ klingenden Sphärenharmonien am Ende des Zyklus. Sie nahm sich Zeit für jede Waldszene, zeichnete den „Vogel als Prophet“ als rätselhaftes Fabelwesen und riskierte vor der Pause im Finale der g-Moll-Sonate einen tollkühnen Ritt über den Bodensee.
Selbst zwischen den flimmernden und am Schluss bis ins Prestissimo gesteigerten Sechzehntelketten behielt die Pianistin genug Gelassenheit, um zwei im Tempo zurückgenommene Einschübe ganz liedhaft anzustimmen. Bei derlei Feinfühligkeit wundert es nicht, dass Mizuka Kano ihre Liebe zu intimer Liedgestaltung und feingliedriger Kammermusik entdeckt hat und pflegt – vielleicht sogar bei einem weiteren Gastspiel in Hannover.
Ludolf Baucke