Schumann-Studien 8

Anette Müller und Helmut Loos (Hrsg.): Schumann-Studien 8.
Im Auftrag der Robert-Schumann-Gesellschaft Zwickau e.V.
hrsg. von Gerd Nauhaus und Ute Bär.

288 S., zahlr. Abb. und Notenbeispiele.
Sinzig: studio verlag, 2006
ISBN: 3-89564-063-8


Der vorliegende Band gibt im wesentlichen die Beiträge der 17. Wissenschaftlichen Arbeitstagung 1998 in Zwickau wieder. Fragen zu Schumanns Musik für die Jugend bilden den thematischen Kern, da sich im Herbst 1998 die Entstehung seiner Klaviersammlung Album für die Jugend op. 68 zum 150. Male jährte. Die Tagung rückt damit einen Aspekt der Wirksamkeit schumannscher Musik in den Vordergrund, der bis dahin doch stark unterbewertet wurde. Die Musikstücke selbst sind im Konzertsaal nach wie vor kaum vertreten, wohl aber immer noch Bestandteil des Klavierunterrichts der Kinder.

Kindheitsbilder und pädagogische Auffassungen bei Jean Paul und Robert Schumann stehen dem entsprechend im Mittelpunkt des Beitrags von Andrea Herrmann. Sie zeichnet die grundlegende Entwicklung der pädagogischen Auffassungen Schumanns nach, der seinen Ausgangspunkt beim verehrten Jean Paul und dessen romantischem Kindheits- und Erziehungsideal fand. Weniger bekannt, aber ebenso ergiebig ist die wechselseitige Beeinflussung von Schumann, der die Förderung junger, begabter Musiker zeitlebens betrieb, und seinem ehemaligen Lehrer und späteren Schwiegervater Friedrich Wieck, der ihn als Musikpädagoge häufig mit seinen Anschauungen und Ideen konfrontierte. Diesem arg belasteten und wechselvollen Verhältnis geht Cathleen Köckritz in "Verehrtester! nehmen Sie meine Hand und führen Sie mich" ausführlich nach.

Der Einbettung von Schumanns Kinderszenen op. 15 in die Ungarische Kinderwelt des klassisch-frühromantischen, ungarischen Komponisten Mihály Mosonyi widmet sich Ferenc Bónis, während Jarmila Gabrielová den tschechischen Klavierwerken für die Jugend von Josef Suk und Vítêzslav Novák nachgeht. Der Pianist Jean-Jacques Dünki wirft aus seiner instrumentalpraktischen Sicht unter dem Titel "Fest im Tact, im Tone rein" ein fragendes Licht auf die Vortragsbezeichnungen in Schumanns Klaviermusik und berichtet über seine persönlichen Erfahrungen mit diesen im Lesen, Spielen und Unterrichten.

Zur musikpädagogischen Konzeption des Albums für die Jugend op. 68 berichtet Ute Jung-Kaiser, indem sie zahlreichen Wurzeln nachgeht und erhellende Details liefert. Die Textwahl in Schumanns Liederalbum für die Jugend op. 79 beschäftigt Peter Jost, der in diesem umfangreichen und immer noch unübersichtlichen Bereich in einigen Punkten Aufklärung liefert. Mit Werkgeschichte und Drucklegung der Drei Claviersonaten für die Jugend op. 118 setzt sich Ute Bär auseinander, während Hans Joachim Köhler dem Spezialproblem Klassizistische oder poetisch individualisierte Gestalt in der zweiten dieser Jugendsonaten nachgeht.

Eberhard Möller untersucht Schumanns weit gefasstes Verhältnis zum Volkslied, dessen Bedeutung und Ergiebigkeit in der Literatur bisher vernachlässigt wurde. Schumanns völlig in Vergessenheit geratenes Soldatenlied auf einen Text von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben bildet den Ausgangspunkt für Kazuko Ozawas Erläuterungen zur Beziehung zwischen dem Komponisten und diesem Dichter zahlreicher Kinderlieder.

Im Rahmen der Freien Beiträge legt Jochen Haeusler erstmals Dokumente zu Clara Wiecks Konzert-Aufenthalten in Nürnberg vor, die sie ohne die schützende Begleitung ihres Vaters absolvieren musste. Dem Abdruck der Laudationes auf die Preisträger des Robert-Schumann-Preises der Jahre 2000, Olga Loseva (Laudator: Bernhard R. Appel), 2002, Alfred Brendel (Laudator: Peter Korfmacher) und 2003, Joachim Draheim (Ulrich Mahlert) folgt abrundend der Wiederabdruck einer Würdigung Martin Kreisigs, des verdienstvollen Begründers der Zwickauer Schumann-Sammlungen, anlässlich dessen 150. Geburtstag im September 2006. Ursprünglich war der biographische Text von dem inzwischen ebenfalls verstorbenen Wolfram Günther zu Kreisigs 50. Todestag 1990 verfasst worden.