Robert Schumann und Bonn

Zwar träumte schon dem jungen Robert Schumann, der 1830 als Heidelberger Student dem Rhein zum ersten Mal nahe kam, er „wäre im Rhein ertrunken“, doch obwohl dieser Traum durch seinen Selbstmordversuch am 27. Februar 1854 in Düsseldorf beinahe traurige Wirklichkeit geworden wäre, ist Robert Schumann dem Rhein zwischen Düsseldorf und Bonn erst spät in seinem Leben begegnet.


Seit Herbst 1850 lebte er mit seiner Familie in Düsseldorf, wo er das Amt des Städtischen Musikdirektors übernommen hatte. Als er von dort am 15. Mai 1851 zum ersten Mal nach Bonn kam, holte er nach, wozu er 1845, als er krankheitshalber der Errichtung des Beethovendenkmals fernbleiben musste, nicht gekommen ist: Er ging zum Beethovendenkmal auf dem Münsterplatz, besuchte das Geburtshaus Beethovens und schließlich den Musikverleger Peter Joseph Simrock in dem großen Verlagshause am Markt, bevor er im Wagen weiter nach Rolandseck fuhr.

Am 19. Juli 1851 war Bonn Durchgangsstation, da er hier – von Düsseldorf kommend – mit Clara das Dampfschiff bestieg, das sie in die Schweiz bringt. Im Jahr darauf endete eine Ende Juni 1852 begonnene Sommerfrische mit Logis in Godesberg mit schweren gesundheitlichen Beeinträchtigungen Schumanns, der sich auch bei der Rückfahrt nach Düsseldorf am 6. Juli 1852 immer „noch sehr krank“ fühlt. Mit Unwohlsein und schlechtem Befinden Schumanns endeten auch zwei der Bonner Aufenthalte (29./30./31. Juli bzw. 12./13. November) des Jahres 1853, bei denen beide Male ein anregender Konzertabend – der erste mit einer Aufführung, u. a. von Schumanns op. 116 "Der Königssohn", der andere war eine Soirée Claras im großen Saal des Sternhotels – voranging.

Ganz ungetrübt war nur der erste Besuch des Jahres 1853 in Bonn verlaufen, der beiden Schumanns zum ersten Mal in ihrem Leben das Hörerlebnis des Tripelkonzertes von Beethoven vergönnte (23. Februar 1853) und am zweiten Abend Clara im Mittelpunkt sah, die in einer musikalischen Soirée unter Beteiligung Wasielewski, Walbrüls und der Brüder Reimers auch das Klavierquintett und die Fantasiestücke für Klavier und Violine ihres Mannes zum Vortrag brachte. Eine heitere Wiederbegegnung mit Bonn gab es danach nicht mehr.

Nach seinem Selbstmordversuch in Düsseldorf wurde Robert Schumann am 4. März 1854 in die 1844 von dem Bonner Arzt Franz Richarz eröffnete "Anstalt für Behandlung und Pflege von Gemütskranken und Irren" in Endenich bei Bonn gebracht. Als Diagnose wurde in dem seit 1845 geführten "Aufnahmen-Buch", in dem Robert Schumann als 159. Patient und als zweiter Neuankömmling des Jahres 1854 eingetragen wird, "Melancholie mit Wahn" verzeichnet (vgl. Fundgrube: Patientenaufnahmebuch, eine Feststellung, die für nicht wenige der Endenicher Patienten getroffen wurde.

Die Heilanstalt, das heutige Schumannhaus, wurde zum letzten dauernden Aufenthalt Robert Schumanns, in der er nach hoffnungsvollen Momenten erstaunlicher Klarheit und zuweilen ungetrübten Bewusstseins schließlich langsam verdämmerte und am 29. Juli 1856 starb. Auch die letzte Ruhe fand Robert Schumann in Bonn: auf dem Alten Friedhof, wo er auf Veranlassung des Bonner Bürgermeisters Leopold Kaufmann ein Ehrengrab erhielt, in dem 40 Jahre später auch seine 1896 in Frankfurt verstorbene Frau Clara beigesetzt worden ist.

(Ingrid Bodsch)