Clara & Robert Schumann in Frankfurt

„Wahrlich – Frankfurt ist reizend, schon weil es Leipzig ähnelt, den Taunus und den lieblichen Main abgerechnet“, schrieb der 19-jährige Jura-Student Robert Schumann bei einem Zwischenaufenthalt auf der Fahrt zu seinem zweiten Studienort Heidelberg. Er besuchte alle wichtigen Sehenswürdigkeiten der alten Reichs- und Handelsstadt, fand die Gesichter der Bürger „fast alle charaktervoll“, mochte aber den Frankfurter Dialekt nicht.

Erst 1851 kam er erneut nach Frankfurt, diesmal zusammen mit seiner Frau Clara, die bereits als junges Mädchen dort konzertiert hatte und lange nach Schumanns Tode, 1878, die Stadt zu ihrem Wohnsitz erkor.

Zur ersten Klavierlehrerin am noch heute existierenden 'Dr. Hoch’s Konservatorium' berufen, entfaltete sie hier eine mehr als ein Jahrzehnt währende fruchtbare Lehrtätigkeit, wobei zu ihren Eleven – zusammenhängend mit ihren vielen Konzertreisen nach England – zahlreiche angehende Pianisten aus angelsächsischen Ländern gehörten.

1891 konzertierte Clara Schumann letztmalig öffentlich. In ihrem behaglichen Frankfurter Wohnhaus Myliusstraße 32 versammelte sie einen großen Freundes- und Schülerkreis um sich; hier starb sie am 20. Mai 1896 und wurde neben Schumann in Bonn begraben.

Die Erinnerung an Robert und Clara Schumann wurde in Frankfurt stets wachgehalten, und vor 50 Jahren, im Juli 1956, bildete sich auch hier auf Initiative des Mediziners Max Flesch-Thebesius und des Musikprofessors Erich Flinsch, eine Schumann-Gesellschaft, die durch Konzerte und gesellige Veranstaltungen die Tradition pflegt und 2006 ihren 50. Geburtstag feierte.

(Gerd Nauhaus)


Das von Clara Schumann nach Annahme ihrer Stelle am Hochschen Konservatorium im Oktober 1878 bezogene und bis zu ihrem Tod 1896 bewohnte und auch für ihren Unterricht genutzte Haus in der Myliusstraße, das heute noch existiert, hat sie 1878 zunächst gemietet und vier Jahre später - im Juni 1882 - gekauft. Vgl.
https://frankfurter-personenlexikon.de

Das ehemalige Frankfurter Wohnhaus von Clara Schumann in der Myliusstraße 32, das sie bei Antritt ihrer Stelle als Erste Klavierlehrerin am Dr. Hoch‘schen Konservatorium im Oktober 1878 mit ihren Töchtern Marie und Eugenie sowie ihrem schon schwer lungenkranken jüngsten Sohn Felix bezog (zuerst als Mieterin), 1882 kaufte und bis zu ihrem Tod im Mai 1896 lebte.
Foto eines nach 1970 entstandenen Aquarells des Frankfurter Malers Hein Saalig (1922-2007), dessen Erben mir über die Vermittlung von Frau Annette Schreier freundlicherweise die Verwendung des Fotos auf dem Schumannportal gestatteten: „Haus Myliusstraße, Frankfurt am Main. © Heinz Saalig (1922-2007), Historisches Museum Frankfurt, Foto: Horst Ziegenfusz“

„Den Tagesablauf in der Myliusstraße – im Haus befanden sich unten im Parterre Repräsentations- und Empfangsräume, oben Privat- und Schlafräume sowie Dienstbotenzimmer – zum Haushalt gehörte ein Dienstmädchen und eine Köchin – beschrieb die Tochter Eugenie so (zitiert nach Kienzle, S. 109):
»Unser häusliches Leben war wie immer, so auch nun in Frankfurt, streng geregelt. Beim Frühstück blieben wir meist gemütlich sitzen. Mama las ihre Briefe, oder vielmehr, sie las sie uns vor. (…) um halb elf Uhr kamen die Schüler. Nach den Stunden ging oder fuhr sie spazieren, wobei meist die Fähigkeiten und Leistungen der Schüler besprochen wurden. (…) Von vier bis fünf Uhr spielte sie, und danach empfing sie beim Tee Besuche, die sich alle Tage zahlreich einfanden.«
Hiermit sind die günstigen Konditionen angesprochen, die Clara Schumann aufgrund ihrer hervorragenden Reputation für sich aushandeln konnte: Sie durfte zuhause unterrichten. Unter ihren Schülern überwogen Frauen, viele von ihnen kamen aus dem Ausland und einige wurden später ihrerseits bekannt. Clara Schumann hatte zwar legendär hohe Ansprüche und brachte manche Schülerin damit zur Verzweiflung, setzte sich aber auch sehr für von ihr als begabt angesehene Schülerinnen ein, u. a. durch Vermittlung von Finanzierungen, Auftritten und Stellen.“
Vgl. https://www.frankfurt-lese.de

Das Haus existiert bis heute und ist in Privatbesitz, an derAussenwand erinnert eine Tafel an die ehemalige berühmte Bewohnerin, zu deren Zeit das Haus auch ein kultureller Treffpunkt gewesen ist, und Anziehungspunkt für viele prominente Persönlichkeiten als Besucher und Gäste von Clara Schumann gesehen hat.

(I.B.)