Ute Bär: . . und denke an mein theures Zwickau.
Robert Schumanns Kindheit und Jugend.
192 S., zahlr. Abb.,
Gebundene Ausgabe.
Stuttgart, Leipzig: Hohenheim Verlag, 2009
ISBN: 978-3-89850-169-9
Im Alter von 18 Jahren, verließ Robert Schumann 1828 seine Geburtsstadt Zwickau, in der er seine Kindheit und Jugend verbrachte.Während dieser Lebensphase ereignete sich naturgemäß wenig, was als bedeutsam hinsichtlich seiner kompositorischenWerke gelten könnte. So wurde dieser Abschnitt in Schumanns Leben meist nur aus biographischer Sicht betrachtet, dabei zudem auch die Zeit nach 1828 eher vernachlässigt. In Zwickau wurde jedoch der Grundstein für sein späteres Wirken gelegt. Prägende und seine Begabungen fördernde Faktoren lassen sich mühelos finden. Darüber hinaus verdient auch die bis heute andauernde Schumannpflege in Zwickau Erwähnung, die in ihrer Wirkung weit über das hinausreicht, was sich auf Kindheit und Jugendzeit des Komponisten bezieht. Diesen Aspekten widmet sich Ute Bär in ihrer Studie. Ihre Ausführungen entspringen einerseits einer praktischen Tätigkeit, nämlich Stadtführungen auf Robert Schumanns Spuren, und andererseits einer Artikelserie, die sie im
Schumannjahr 2006 in der Zwickauer Zeitung (Freie Presse) veröffentlichte.
Zun¨achst zeichnet Ute Bär ein Porträt von Zwickau im 19. Jahrhundert, wobei sie auf zeitgenössische Beschreibungen zurückgreift. 5.124 Einwohner zählte Zwickau damals, Attribute wie ”idyllisch“ tauchen auf, auch ist von ”Naturschönheiten“ die Rede. Verschlafen scheint das Städtchen aber nicht gewesen zu sein, deutete sich der insbesondere durch die industrielle Revolution beförderte wirtschaftliche Aufschwung doch bereits an. Nur das Musikleben trug um 1820 recht kleinsädtischen Charakter, was sicherlich auch dazu beitrug, dass Schumann seinen Weg als Musiker und Komponist vorwiegend autodidaktisch beschreiten musste. Außerordentlich prägend auf den jungen Robert wirkte wohl die florierende Verlagsbuchhandlung seines Vaters August Schumann. Ein breites Spektrum deutscher wie fremdsprachiger Literatur lernte Robert Schumann hier kennen und erhielt gleichzeitig Einblicke in die verlegerische Arbeit. Der Verlust des Vaters wog für den 16-Jährigen (er war das jüngste von fünf Kindern) schwer, was er in seinen 1825 verfassten autobiographischen Notizen darlegt. Anschaulich führt uns Ute Bär Schumanns weiteren Werdegang, seinen Schulalltag im Zwickauer Lyzeum, seine Mitwirkung an musikalischen Aufführungen, erste dichterische und kompositorische Arbeiten und auch frühe Schwärmereien für junge Zwickauerinnen vor Augen.
Ute Bär geht dann auf die von Schumann in seinem Tagebuch minutiös festgehaltenen Jugendfreundschaften ein und folgt ihm zu seinen Studienorten Leipzig und Heidelberg sowie auf seine erste große Reise, die ihn von Zwickau fort über Süddeutschland bis in die Schweiz und nach Iatlien führt. Das Aufgeben des Jura-Studiums, der Beginn der Lehrzeit bei Friedrich Wieck und das Kennenlernen von dessen Tochter Clara lässt Schumann dennoch nie seine Heimatstadt Zwickau vergessen. Aus unterschiedlichsten Anlässen kehrt er dorthin zurück, stets betonend, wie sehr ihm die Stadt am Herzen liegt, wie gerne er sich dort aufhält, wie häufig er aus der Ferne liebevoll hierher zurückdenkt. Dass auch Zwickau den großen Sohn der Stadt nicht vergisst, zeigt die intensive Schumannpflege, die vom ersten Schumannfest 1847 an über die schwierige Nachkriegszeit bis in unsere Tage betrieben und von Ute Bär ausführlich dargestellt wird.