"Übrigens gefall ich mir prächtig hier." Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf.

Herausgegeben von Bernd Kortländer.
Veröffentlichungen des Heinrich-Heine-Institus, Düsseldorf.

193 S., Abb., Broschur
Düsseldorf: Heinrich-Heine-Institut, 2009
ISBN: 978-3-936698-11-4

Das Heinrich-Heine-Institut, das neben seinem bedeutenden Heine- und Schumann- auch über einen nicht unbeträchtlichen Mendelssohn-Bestand verfügt, zeigt diesen in einer Sonderausstellung seit 1. Oktober und noch bis 10. Januar 2010. Dazu erschien, von Bernd Kortländer, einem der beiden Ausstellungs- Kuratoren (ihm zur Seite stand Ursula Roth), herausgegeben, ein recht opulenter, reich illustrierter Begleitband, der 12 Aufs¨atze und mehrere instruktive Verzeichnisse enthält.

Um es gleich vorweg zu sagen: So interessant diese Beiträge großenteils im einzelnen sind, so wenig stimmen sie doch mit dem schönen Mendelssohnschen Titelslogan ” Übrigens gefall ich mir prächtig hier“ überein. Gewiss ist die kurze Zeitspanne (1833–1835), die der junge Komponist in Düsseldorf verbrachte, von hoher Bedeutung für das kulturelle und musikalische Gedeihen der Stadt, nicht im gleichen Maße prägte sie jedoch seine eigene künstlerische Biographie – und das trotz einer Reihe wichtiger hier entstandener Kompositionen, unter denen das Oratorium Paulus den ersten Platz einnimmt, und trotz Mendelssohns Leitung von insgesamt sechs Niederrheinischen Musikfesten.

In den meisten der Aufsätze dokumentierten persönlichen Äußerungen überwiegen statt dessen Frustration und Ärger über die verschiedensten Unzulänglichkeiten im gesellschaftlichen und kulturellen Umfeld, gipfelnd in den Enttäuschungen der ”theatralischen“ Zusammenarbeit mit Karl Immermann, die den Musiker nach kurzer Zeit resignieren ließen. Ironie des Schicksals, dass dennoch beide gemeinsam 1902 als überlebensgroße Standbilder die Vorderfront des Düsseldorfer Theaters zierten, von wo sie freilich schon 34 Jahre später unter unrühmlichen Auspizien verbannt wurden, Immermann zwar nur in den Hofgarten, Mendelssohn jedoch in den Orkus.

Dies beleuchtet der Aufsatz von Yvonne Wasserloos, der ebenso wie der Abriss Christian Liedtkes über die Mendelssohn- Sammlung des Heine-Instituts den Blick auf die Gegenwart bzw. jüngere Vergangenheit richtet, während die historisch orientierten Darstellungen von Ursula Roth, Bernd Kortländer, Matthias Wendt, Ralf Wehner, Sabine Schroyen und Winrich Meiszies die unterschiedlichen Aspekte von Mendelssohns Düsseldorfer Jahren beleuchten, Volker Kalisch, Heidemarie Vahl und Klaus-Hinrich Roth hingegen ”Mendelssohn und …“ - Themen wie das höchst ambivalente Verhältnis zwischen ihm und Heine, das freundschaftlich-kollegial geprägte zu Clara und Robert Schumann beleuchten.

Neben kleineren inhaltlichen Unschärfen (z.B. dem wieder einmal falsch wiedergegebenen Uraufführungsdatum von Schumanns Klavierkonzert [recte: 4. Dez. 1845 in Dresden], S. 148) gibt es leider gestalterische Mängel, die den Gesamteindruck mit der angenehm ”griffigen“ flexiblen Broschur und den ausgezeichneten größeren Farbabbildungen beeinträchtigen: die zu kleine (bei den Fußnoten und den wichtigen Verzeichnssen geradezu mikroskopische) Textschrift, die ebenfalls winzigen und daher allenfalls mit Lupe erkennbaren Faksimiliewiedergaben im Text, die prätentiöse Doppel-Paginierung am rechten Seitenrand und vor allem die ausgesprochen störend wirkenden orangefarbigen Unterlegungen von Zitaten.

Im übrigen: die Ordnung der Archivalien nach Akzessionsnummern (S. 174ff.), die Hervorhebung der Aufführungsorte bei den Konzertauftritten (S. 184ff.) wirken eher desorientierend. . .
Dennoch: ein empfehlenswerter Band, und das für nur 15,–€!

(Gerd Nauhaus)