Schumannpreisträger Fischer-Dieskau in Zwickau
Dietrich Fischer-Dieskau und Hartmut Höll, 1. Juni 1989, Konzertsaal Neue Welt, Zwickau
(Foto aus Privatbesitz)
Dietrich Fischer-Dieskau in Zwickau – das wäre lange Zeit ein bloßer Wunschtraum geblieben. Doch war das Eis der DDR-Kulturszene zu Ende der 1980er Jahre schon so weit geschmolzen, dass wir (die 1920 in der Geburtsstadt Schumanns gegründete Robert-Schumann-Gesellschaft) es wagen konnten, ihn, der auch noch Bürger der “besonderen politischen Einheit West-Berlin“ (!) war, zur Auszeichnung mit dem Schumann-Preis der Stadt Zwickau 1987 vorzuschlagen. Er nahm die Ehrung, zu der Prof. Dr. Elmar Budde die Laudatio beisteuerte, gern entgegen, spendete die mit dem Preis verbundene Geldsumme spontan unserer Gesellschaft und besuchte mit Ergriffenheit die Ausstellungsräume im Robert-Schumann-Haus. Zwei Jahre später war es dann so weit, dass er mit seinem Pianisten Hartmut Höll einen Liederabend im Zwickauer Jugendstil-Konzertsaal Neue Welt gab – ein großes, unvergessliches Erlebnis, nicht nur der sieben Zugaben wegen! Es war die Eröffnung des X. Internationalen Robert-Schumann-Wettbewerbs am 1. Juni 1989, und ein halbes Jahr später brach das Eis endgültig und unwiderruflich, woran Fischer-Dieskau und seine Frau Julia Varady lebhaften Anteil nahmen und ihre Sympathie mit dem “Aufschwung“ im Osten Deutschlands bekundeten.
Wenn ich noch eine persönliche Erinnerung beisteuern darf, so war es mein Klavierlehrer Gerhard Burgert am Institut für Musikwissenschaft in Halle, der mir erzählte, er sei Fischer-Dieskaus erster Klavierbegleiter gewesen und habe mit ihm die Insassen der deutschen Kriegsgefangenenlager in Italien erfreut, die sie per Lastwagen mit aufgebocktem Klavier erreichten. Als ich das dem großen Sänger beim Rundgang durch das Schumann-Haus erzählte, bestätigte er mir die Story.
Dr. Gerd Nauhaus, Vorsitzender der Robert-Schumann-Gesellschaft Zwickau und langjähriger Direktor des Robert-Schumann-Hauses Zwickau, Zwickau, 19. Juni 2012
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