Schumannlieder mit Trekel und Iven in Bonn
Bonner General-Anzeiger, 20.09.2006, S. 16
Verratene Liebe: Liederabend m Beethoven-Haus
Von Mathias Nofze
In ihm träfen "der reinste Romantiker der Musik und der reinste Romantiker der Dichtung" zusammen, hat man über Schumanns Liederkreis nach Joseph Eichendorff gesagt. Die bildmächtige Poesie Eichendorffs geht mit der Empfindsamkeit und Intellektualität mischenden Musikalität Schumanns eine einzigartige Verbindung ein.
Ein unübertroffenes Beispiel liefert die "Mondnacht", ein Traumbild der vollkommenen Harmonie von Erde und Himmel. Der Bariton Roman Trekel und der Pianist Burkhard Kehring realisierten das Stück im Kammermusiksaal des Beethoven-Hauses wunderbar entrückt. Trekel sang mit einer markanten, prägnanten Stimme, die der schwermütigen Sehnsucht von "In der Fremde" einen Tonfall schmerzlicher Verzweiflung beimischte und das "Waldesgespräch" in eine dramatische, packende Szene verwandelte.
Eine fabelhafte Suggestivität legte Trekel in "Auf der Lauer" an den Tag, in "Schöne Fremde" hingegen agierte er eine Spur zu heldisch, zu oratorisch wuchtig. Burkhard Kehring bestach mit nuancenreichem Klavierspiel von manchmal geradezu magischer Intensität.
Einen grandiosen Auftritt lieferte im Anschluss die Sopranistin Christiane Iven ab. Deklamation und Melos hielten sich in ihrem Gesang perfekt die Waage, nie störte die Artikulation den Tonfluss, die stets wunderbar leicht geführte Stimme verband sich mit enormer Darstellungskraft.
So gelangen ihr, kongenial begleitet von Burkhard Kehring, tief bewegende Deutungen. Das grausame Schicksal der "Löwenbraut" wusste sie ebenso packend zu gestalten wie sie die "Verratene Liebe" zart, fast schüchtern sang oder aber mit der "Kartenlegerin" das Publikum zum Schmunzeln brachte.