Schumann-Fest 2013 »Schumann und Wagner« - ein Rückblick

Mit einer Crossover-Veranstaltung Schumann & Wagner meet Jazz beendeten das Lora Kostina Trio und Moderator Stefan Kaminsky am Sonntag, dem 23. Juni, das diesjährige Zwickauer Schumann-Fest, das den verschlungenen Beziehungen zwischen Robert Schumann und dem Jubilar des Jahres, Richard Wagner, nachging.

Begonnen hatte das Fest – nicht ganz planmäßig, da die eröffnende Tannhäuser-Vorstellung wegen Hochwassergefahr abgesagt werden musste, – am Vorabend von Schumanns Geburtstag, 7. Juni, mit einem Konzert der Cursächsischen Philharmonie Bad Elster unter GMD Florian Merz, Vorstandsmitglied er RSG Zwickau, im schönen Jugendstilsaal Neue Welt. Das Programm war einzigartig: der Jugendsinfonie C-Dur von Wagner stand die zweisätzige in g-Moll von Schumann (heute gelegentlich Zwickauer Sinfonie genannt, da sie einst 1832 hier uraufgeführt wurde) gegenüber, ergänzt durch einen anmutigen 3. Satz, den der Leipziger Komponist Olav Kröger nach Schumannschen Skizzen erarbeitet hatte, während das von ihm gleichfalls vorgelegte Finale wegen der knappen Probenzeit nicht zur Aufführung gebracht werden konnte. Im Zentrum des Konzerts standen Wagners Wesendonck-Lieder, vorgetragen von der Dresdner Sopranistin Romy Petrick, vom Orchester (das auf historischen Instrumenten des 19. Jh. spielte) einfühlsam begleitet.

Dem Schumann-Geburtstagsfest am 8. Juni um sein Denkmal auf dem Zwickauer Hauptmarkt, der Eröffnung einer Sonderausstellung im Robert-Schumann-Haus ("Schumann und Wagner") und der festlichen Verleihung der diesjährigen Robert-Schumann-Preise an den amerikanischen Musikwissenschaftler Jon W. Finson und den schwedischen Geiger Ulf Wallin folgte am 9. Juni eine hochkarätige Kammermusik-Aufführung mit Musikern des Leipziger Gewandehausorchesters und der Pianistin Yuka Kobayashi, die Wagners Siegfried-Idyll in einer Quintettbearbeitung von Alfred Pringsheim, dem Schwiegervater Thomas Manns, Schumanns Klavierquintett Es-Dur op. 44 und eine köstliche Wagner-Parodie von Paul Hindemith darboten und ein begeistertes Poblikum fanden.

Das zweite Sinfoniekonzert im Schumann-Fest bildete zugleich den Saisonabschluss des Philharmonischen Orchesters Plauen-Zwickau, so dass die Neue Welt dementsprechend fast bis auf den letzten Platz besetzt war. Unter Leitung von GMD Lutz de Veer wurden Wagners Rienzi-Ouvertüre (mit stärkster Blechbläserbesetzung), die 3. Sinfonie F-Dur von Brahms sowie das wunderschöne, selten zu hörende Konzertstück op. 86 für vier Hörner von Schumann mit den ausgezeichneten Solisten Ioan Ratiu, Maria Teiwes, David Barreda Tena – für seinen wegen des Flugstreiks in Frankreich verhinderten Kollegen Nicolas Dosa eingesprungen! – und Remus Cozma aufgeführt – ein absoluter Höhepunkt im Gesamtprogramm und heftig beklatscht.

Es folgten am 14. und 15. Juni die Vorträge der vom Robert-SchumannHaus Zwickau ausgerichteten 21. Wissenschaftlichen Arbeitstagung zu Fragen der Schumann-Forschung, zu der neben den ortsansässigen Musikforschern Ute Scholz und Thomas Synofzik, dem Leiter des Schumannhauses und Gastgeber der Tagung, weitere Musikologen aus ganz Deutschland und der frischgekürte Schumann-Preisträger Jon W. Finson angereist waren. In drei Sektionen unter Moderation von Thomas Synofzik, Gerd Nauhaus und Michael Heinemann wurde den Beziehungen zwischen Schumann, Wagner und verschiedenen Vertretern der sog. Neudeutschen Schule nachgegangen – die Beiträge werden in Band 12 der Reihe Schumann-Studien erscheinen. Die Abendveranstaltungen an beiden Tagen boten gleichfalls Interessantes: der Dresdner Schauspieler Johannes Gärtner brachte Szenen aus dem Leben Schumanns und Wagners eindrucksvoll zu Gehör, sekundiert von dem jungen Pianisten Chul Kyu Jung (Schüler von Prof. Dietmar Nawroth, dem Vorsitzenden der Schumann-Gesellschaft und Professor an der Leipziger Musikhochschule) mit den Märschen op. 76 von Schumann sowie Wagner- und Schumann-Transkriptionen von Fritz Spindler (1817-1905) und Heinrich Enke (1811-1859), wobei manchem Zuhörer das halbstündige Genoveva-Potpourri Enkes ein wenig "lang" wurde. Gutes Sitzfleisch, Enthusiasmus für Wagner und Ausdauer für pausenlose 90 Minuten setzten am 15.6. auch die 12  »Tonsätze aus Wagners Parsifal« vom Hänsel-und-Gretel-Komponisten Engelbert Humperdinck voraus, dargeboten vom ausgezeichneten Klavierduo Shoko Hayashizaki/Michael Hagemann (der auch eine ausführliche Einführung beisteuerte).

Am 16. und 18. Juni gab es Schumanns Genoveva in einer qualitätvollen Papiertheater-Aufführung von Christina Siegfried zu sehen und zwei- und vierhändige Klavierwerke sowie Lieder aus Schumanns Dresdner Jahren, dargeboten von Schülern des Robert-Schumann-Konservatoriums Zwickau, zu hören – eine schöne Ergänzung des Angebots ebenso wie schon der Kindernachmittag am 11. Juni mit Liedern nach Hoffmann von Fallersleben.

Eine prächtige, kraftvoll-virtuose Darbietung war der Klavierabend von Boris Bloch am 21. Juni mit Liszt’schen Paraphrasen aus Wagnerschen Opern sowie Originalstücken von Liszt (u.a. Angelus und Am Grabe Wagners) und Schumann (Romanzen op. 28, Nachtstücke op. 23 Nr. 3 u. 4), ergänzt durch Zugabe dreier Chopin-Etüden – das anwesende Publikum tobte vor Begeisterung!

Der vorletzte Festivaltag, der 22. Juni, war zugleich der Zwickauer Museumnacht gewidmet, so dass nach der Jahres-Mitgliederversammlung der Robert-Schumann-Gesellschaft noch ein Liedprogramm in den Städtischen Kunstsammlungen (mit dem Bariton Shin Taniguchi und dem Pianisten und früheren Plauen-Zwickauer GMD Georg Christoph Sandmann)  und Schumann-Klaviermusik im Schumannhaus (mit dem Hausherrn Thomas Synofzik am Clara-Wieck-Hammerflügel) auf dem Programm standen. Der Abschluss-Sonntag stand dann, wie erwähnt, im Zeichen des »Meetings« von Schumann und Wagner mit Jazz.

(Nach eingegangenen Mitteilungen von Besuchern und Informationen aus den Medien redaktionell zusammengefasst von I.B.)