Schumann Briefedition.
Hrsg. vom Robert-Schumann-Haus Zwickau und dem Institut für Musikwissenschaft der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden in Verbindung mit der Robert-Schumann-Forschungsstelle Düsseldorf. Serie II. Freundes- und Künstlerbriefwechsel.
Editionsleitung: Thomas Synofzik u. Michael Heinemann.
Bd. 1: Robert u. Clara Schumann im Briefwechsel mit der Familie Mendelssohn, hrsg. v. Kristin R. M. Krahe, Katrin Reyersbach u. Thomas Synofzik. 520 S., Gebundene Leinenausgabe. Köln: Verlag Christoph Dohr, 2009 ISBN: 978-3-86846-012-4
Mit diesem Band wird das umfangreiche Vorhaben der auf insgesamt 40 Bände angelegten, ersten wissenschaftlichen Gesamtausgabe der Briefe Clara und Robert Schumanns fortgeführt, die durch die Kunststiftung in NRW gefördert wird. Seit wenigenWochen ist die Brief-Edition auch in das Programm der Akademie der Wissenschaften aufgenommen. Passend zum Mendelssohn- Jahr erscheint nun jener Band der Ausgabe mit Robert und Clara Schumanns Korrespondenz mit der Familie Mendelssohn. In Leipzig entsteht zurzeit auch eine Mendelssohn-Briefausgabe, die allerdings nur die von Felix Mendelssohn Bartholdy verfassten Briefe der Reihe nach chronologisch veröffentlicht. Im Gegensatz dazu sind die Bände der Schumannedition nach Briefpartnern geordnet. Somit liegt hier eine ”Korrespondenzausgabe“ vor, die – wie bei einem Gespräch – Frage- und Antwortbrief in direkter Folge bietet und zusätzlich auch eine thematische Bündelung innerhalb eines Bandes gibt. Diese Konzeption lässt den Band sehr lebendig werden und bietet eine regelrecht spannende, stellenweise sogar humorige Lektüre.
Die Korrespondenz zwischen Felix Mendelssohn Bartholdy und Clara Wieck hat eine besonders kuriose Geschichte: In englischer Übersetzung wurde sie bereits vor fünfzehn Jahren von der amerikanischen Clara-Schumann-Spezialistin Nancy Reich veröffentlicht. Jetzt erst in vorliegendem Band der Schumann- Briefedition stellt dessen Bearbeiterin Kristin Krahe die Erstveröffentlichungen der Originaltexte in deutscher Sprache vor.
Die erste Hälfte des Bandes ist dem Briefwechsel des Ehepaars Schumann mit Felix Mendelssohn Bartholdy und seiner Frau Cécile gewidmet. Herausgeberin Kristin Krahe vermag durch intensive Recherchen, die sie bereits vor Jahren in der Düsseldorfer Robert-Schumann- Forschungsstelle begonnen hatte, auch bisher unbekannte Facetten der engen Künstlerfreundschaft aufzudecken. Nicht nur die Vielschichtigkeit der Beziehungen zwischen den beiden Ehepaaren, die von geschäftlichen Dingen, Kompositionen oder Konzerte betreffend, bis hin zu rein privaten Details reicht, legt Kristin Krahe umfassend dar. Auch gelingt es ihr, manche fehlerhafte Überlieferungen richtig zu stellen.
Eine zentrale Passage der Korrespondenz, in der Schumann vom Kompositionsbeginn seiner zweiten Sinfonie berichtet, wurde beispielsweise in allen bisher zur Verfügung stehenden Ausgaben drei Monate zu früh datiert. Nach Aufdeckung des wahren Sachverhalts erscheint die Geschichte der Sinfonie in einem neuen Licht.
Erschöpfend und detailliert betrachtet Kristin Krahe in ihrer aufschlussreichen Einführung die Beziehungen zwischen dem Ehepaar Schumann und dem Ehepaar Mendelssohn. Als biographischer Abriss konzipiert, in höchstem Maße informativ und wirklich jeden Berührungspunkt erfassend, liest sich dieser Text mit wachsendem Interesse und Vergnügen. Ebenfalls ca. 90 Briefe umfasst die Korrespondenz Clara Schumanns mit Franz Mendelssohn, einem Sohn von Felix Mendelssohn Bartholdys Cousin Alexander, und seiner Frau Enole. Sie wird erstveröffentlicht durch Katrin Reyersbach und Thomas Synofzik und dokumentiert eine der engsten Freundschaftsbeziehungen der großen Pianistin und Komponistin.
Kleinere Briefwechsel, wie diejenigen mit Felix Mendelssohn Bartholdys Geschwistern Fanny Hensel (bearbeitet von Thomas Synofzik) und Paul Mendelssohn-Bartholdy und seiner Frau Albertine (bearbeitet von Kristin Krahe und Thomas Synofzik) runden den Band ab.
Diverse Register komplettieren die Ausgabe und ermöglichen einen sinnvollen Umgang damit. In gewohnt sorgfältiger Weise redigiert, im edlen Leineneinband und ansprechender Gestaltung, bereitet es in jeder Hinsicht Freude, dieses Buch in Händen zu halten. Insgesamt ein weiteres großartiges Produkt aus dieser Edition, dessen Bedeutung für alle an romantischer Musik und Musikern interessierten Leser durch die solide Arbeit bei der Herstellung unterstützt wird. Nähere Information, die auch die Reihenfolge des Erscheinens weiterer Bände betreffen, finden sich im Internet unter