Robert Schumann. Klaviertrios.
Klaviertrios von Franz Liszt - Franz Schubert - Clara Schumann
Johannes Brahms - Felix Mendelssohn Bartholdy.
Hyperion Trio.
Thorofon (Bella Musica), 2006
LC 01958
Gleich mit seinem Debüt-Album legt das Hyperion-Trio ein vier CDs umfassendes Projekt vor, das nicht nur sämtliche Werke für Klaviertrio von Robert Schumann vorstellt, sondern diese sinnvoll mit jenen zusammenfügt, die im musikalischen und biografischen Umfeld des Komponisten entstanden. So spielen Hagen Schwarzrock (Klavier), Oliver Kipp (Violine) und Katharina Troe (Violoncello) zwei Klaviertrios von Brahms (H-Dur, op. 8 in der 1. Fassung und C-Dur, op. 87), das einzige Trio von Schumanns Frau Clara (g-moll, op. 17), Mendelssohns erstes Klaviertrio (d-moll, op. 49), das B-Dur-Trio von Schubert (op. 99 / D 898) sowie als Kontrast eine wenig bekannte Triokomposition des als Schumanns musikalischer Antipode geltenden Franz Liszt, Tristia - La valée d'Obermann.
Insgesamt drei so bezeichnete Klaviertrios, op. 63 (d-moll), op. 80 (F-Dur) und op. 110 (g-moll), komponierte Schumann sowie zusätzlich jene als Phantasiestücke op. 88 veröffentlichte Sammlung, die eigentlich sein erstes Klaviertrio in a-moll sein sollte. Mit vielfältigen Neuerungen bereicherte Schumann diese zentrale Gattung der Kammermusik. Er griff dabei nicht nur kompositorische Errungenschaften vieler zuvor entstandener Werke auf, die er zum Teil gründlich studiert hatte, sondern beeinflusste auch in einem nicht unerheblichen Maße die Weiterentwicklung des Klaviertrios bei zeitgenössischen und nachfolgenden Komponisten bis ins 20. Jahrhundert hinein.
Auf sinnfällige Weise greift die vom Hyperion-Trio für die vier CDs gewählte Zusammenstellung gerade diese Phänomene auf. Seit seiner Gründung im Jahre 1999 hat das Trio mit zahlreichen Konzerten im In- und Ausland gastiert. Dabei konzipierten die drei Musiker mehrere Konzertzyklen und brachten sie zur Aufführung. So sind auch die Werke der vorliegenden CDs im Jahre 2004 an je vier Konzertabenden in Hannover, Magdeburg und Leipzig gespielt worden.
Scheinbar mühelos und mit perlend-leichtem Spiel werden die drei Musiker den unterschiedlichen Anforderungen der einzelnen Trios gerecht. Auch in Passagen kompliziertester Strukturen bleibt ihre Interpretation transparent und tonschön im Klangbild. Perfekt miteinander harmonisierend und gut aufeinander abgestimmt, wählen sie darüber hinaus angemessene Tempi: Nichts wirkt verhuscht, nichts scheint gewaltsam in die Länge gezogen. Verdeutlicht werden dem Hörer Ähnlichkeiten in der Kompositionsweise, da wo die Komponisten einander beeinflusst haben. Aber auch jene durchaus divergierenden Bereiche, in denen der ganz persönliche Stil eines jeden Komponisten zum Tragen kommt, werden klar heraus gearbeitet.
Der CD-Box ist ein umfangreiches Booklet beigefügt, dessen informativer und sachlich fundierter Text von Joachim Draheim jedes Klaviertrio ausführlich darstellt und überzeugend in den Kontext einbettet.
Alles in allem eine schöne Idee, eine gelungene Einspielung und eine seltene Mischung, die jede Sammlung durchaus bereichern wird.
(Irmgard Knechtges-Obrecht)