Robert Schumann op. 134
Robert Schumann: Konzert-Allegro mit Introduktion für Klavier und Orchester d-moll op. 134
„Wie freue ich mich, so meinen Namen gedruckt zu sehen“, schreibt der knapp 22-jährige Johannes Brahms an Robert Schumann, der sich zu diesem Zeitpunkt schon seit fast einem Jahr in der Endenicher Heilanstalt befindet. Brahms bedankt sich mit diesen Worten bei Schumann für die Widmung des „herrlichen Konzertstückes“ op. 134, das im August 1853 in Düsseldorf komponiert wird. Da kennt Schumann den jungen, aufsteigenden Pianisten und Komponisten aus Hamburg noch gar nicht, der kommt erst am 30. September 1853 ins Haus und hinterlässt einen unglaublichen Eindruck. Schumann hat das Stück zunächst für seine Frau Clara geschrieben und ihr am 13. September 1853 zum 34. Geburtstag geschenkt. Übrigens dem letzten, den das Ehepaar gemeinsam verbringen kann. Clara Schumann zählt es „zu den genialsten Stücken, die Robert geschrieben“ hat.
Ihre letzte gemeinsame und gleichzeitig einzige Konzertreise in die Niederlande unternehmen die Schumanns Ende 1853. Diese Reise mit ihren vielen positiven Erlebnissen ist ein Lichtblick in langer dunkler Zeit. Schumanns Probleme mit Chor und Orchester in Düsseldorf sind zum Höchstmaß eskaliert, seine letzte, todbringende Krankheit beginnt sich deutlich abzuzeichnen. In Utrecht findet am 26. November 1853 das erste Konzert statt, in dem Clara Schumann unter dem Dirigat ihres Mannes mit triumphalem Erfolg die Uraufführung des Konzert-Allegros op. 134 bestreitet. Noch im ersten Brief aus der Heilanstalt erinnert Schumann daran: „O wie gern möchte ich Dein wundervolles Spiel einmal hören! War es ein Traum, daß wir im vorigen Winter in Holland waren und daß Du überall so glänzend aufgenommen [...] und wie Du [...] auch mein neues Concertstück in D so herrlich spieltest.“
Op. 134 ist Schumanns letztes Werk für Klavier und Orchester. Einsätzig von d-moll nach D-Dur führend, beginnt es mit einer 22 Takte umfassenden langsamen Introduktion, die – im Gegensatz zum op. 92 – fließend ins Allegro übergeht. Auch im Gegensatz zu seinen übrigen Konzerten steht das Klavier hier deutlich im Vordergrund, ohne sich jedoch in purer Brillanz und Virtuosität zu verlieren. Wie improvisiert wirken die Motive, wodurch das Stück recht lebendig wird. Obwohl das Konzertstück op. 134 eng mit Clara Schumann verbunden ist, hat sie es nach dem Tod ihres Mannes nicht mehr bei öffentlichen Auftritten gespielt. Wie allen Werken aus den letzten Lebensjahren ihres Mannes steht sie auch diesem eher skeptisch gegenüber. Dass in der Öffentlichkeit allgemein ähnlich gedacht wird, zeigt die erste Besprechung des frisch gedruckten Stücks im Juli 1855, in der betont wird, dass es „noch in der Zeit als sich der Componist voller Gesundheit erfreute“ entstanden ist!
(Irmgard Knechtges-Obrecht)
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