Robert Schumann op. 3 und op. 10
Robert Schumann: Studien nach Capricen von Paganini für Klavier op.3
Nr. 1 · Nr. 2 Allegretto · Nr. 3 Andante · Nr. 4 Allegro · Nr. 5 Lento – Allegro assai · Nr. 6 Allegro molto
Robert Schumann: Sechs Konzert-Etüden nach Capricen von Paganini für Klavier op.10
Nr. 1 Allegro molto · Nr. 2 Non troppo lento · Nr. 3 Vivace · Nr. 4 Maestoso · Nr. 5 · Nr. 6 Sostenuto – Allegro
Am Ostersonntag, dem 11. April 1830, hörte der junge Robert Schumann zum ersten Mal den legendären Violin-Virtuosen Nicolò Paganini in einem Konzert in Frankfurt am Main. Paganini stand zu dieser Zeit auf dem Höhepunkt seiner internationalen Karriere. Für Schumann war dieses Konzert ein einschneidendes Erlebnis: Er gab daraufhin nicht nur sein juristisches Studium an der Universität Heidelberg auf, um sich fortan ganz der Musik zuzuwenden, sondern ließ auch sich durch Paganinis Musik zu seinen Kompositionen op. 3 und op. 10 inspirieren.
Schumann bearbeitete in den Jahren 1832/33 verschiedene Nummern aus Paganinis 1817 entstandenen, sehr populären Ventiquattro Capricci per Violino Solo op. 1. Schumann gehörte mit zu den ersten Komponisten, die sich schöpferisch mit den Capricen auseinandersetzten.
Die ungeheure Technik und Brillanz des Violin-Virtuosen beschäftigten ihn derart, dass er beschloss, etwas dem Violinspiel Paganinis Vergleichbares für „sein“ Instrument, das Klavier, zu entwickeln. Es ging ihm dabei nicht um eine schlichte Übertragung der Violinstimme, sondern um eine tatsächliche Lösung spezifisch pianistischer Probleme.
Mit den ersten sechs Capricen beschäftigte sich Schumann 1832. Das Heft op. 3 wurde noch im selben Jahr bei Hofmeister in Leipzig veröffentlicht. Ein umfangreiches Vorwort des Komponisten erklärt die Sammlung zu einer Art Klavierschule für technische Übungen und für Experimente mit der Fingertechnik, allerdings auf recht hohem künstlerischen Niveau.
Die Tonart und die formale Anlage von Paganinis Vorbildern behält Schumann in der Regel bei, variiert aber bei Vortragszeichen und Tempi. Während er also in diesen Stücken lediglich in harmonischer Hinsicht erweiterte, nicht aber in melodischer, machte er sich in dem als op. 10 veröffentlichten zweiten Heft „von der Pedanterie einer wörtlich treuen Uebertragung los und möchte, daß die vorliegende [Ausgabe] den Eindruck einer selbständigen Klaviercomposition gäbe, welche den Violinursprung vergessen lasse“, wie er im Vorwort angibt. Den mehr didaktischen Aspekt aus op. 3 legte er hiermit ab.
Die zweite Serie von Paganini-Transkriptionen nahm Schumann sich im Sommer 1833 vor. Das Heft op. 10 erschien 1835 bei Hofmeister in Leipzig. Vor der Drucklegung verwarf er den ursprünglich vorgesehenen Titel „Capricen für das Pianoforte, auf dem Grund der Violinstimme von Paganini zu Studien frei bearbeitet“, um sich bereits dadurch vom Status des reinen Bearbeiters zu distanzieren.
Noch mehr als in op. 3 sollte hier keine hohle Virtuosität im Vordergrund stehen, sondern das wirkliche Umsetzen immanent musikalischer Phänomene in die Welt des Klaviers. Den speziellen Belangen dieses Instruments sollte Rechnung getragen und eine gewisse Eigenständigkeit der Transkriptionen erreicht werden.
Der inhaltliche und gedankliche Hintergrund der Capricen war zu betonen, nicht allein deren technische Brillanz. Nicht zuletzt zeigte sich der Unterschied zu op. 3 auch darin, dass op. 10 ausdrücklich für den Konzertsaal und nicht für den Unterricht bestimmt war.
(Irmgard Knechtges-Obrecht)
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