Martha von Sabinin (Marfa Stefanovna Sabinina, 1831–1892)

Martha von Sabinin bzw. Marfa Sabinina wurde 1831 als Tochter eines russisch-orthodoxen Priesters in Kopenhagen geboren. 1837 wurde Stefan Sabinin als Beichtvater der Großfürstin Maria Pawlowna nach Weimar berufen. Marfa hatte ihre Musikalität von der Mutter geerbt und erhielt ihren ersten Klavierunterricht in Weimar von Gustav Kellner und Ulrike Wolf. Seit 1841 besuchte sie regelmäßig Konzerte, seit 1843 die Versammlungen eines Singvereins.

Ihr Klavierlehrer war inzwischen der Organist Johann Gottlob Zöpfer, der ihr auch Unterricht in Musiktheorie erteilte. Vom 28. Mai bis zum 10. Juli 1850 nahm Marfa Sabinina Klavierstunden bei Clara Schumann in Leipzig und von November 1850 bis März 1851 in Düsseldorf. Dort sang sie auch im von Schumann geleiteten Chorgesangverein mit, spielte erstmals in einem öffentlichen Konzert (am 6. Februar 1851 führten die Clara-Schumann-Schülerinnen Martha von Sabinin, Nanette Falk und Karoline Dupré eines der Bachschen Konzerte für 3 Klaviere auf), nahm Gesangsstunden bei Sophie Schloß und Theorieunterricht bei Julius Tausch. Wieder zurückgekehrt nach Weimar, gründete sie dort im Herbst 1851 ein Gesangsquartett, aus dem ihr Privatchor hervorging.

Von 1853 bis 1860 unterrichtete Franz Liszt die begabte Pianistin. Liszt spielte mit ihr vierhändig, ließ sie von Zeit zu Zeit seine Korrespondenz führen, sprach mit ihr über seine Kompositionen und übergab ihr einige seiner Schüler. Als sie in der zweiten Hälfte der 1850er Jahre anfing zu komponieren, sah der Meister ihre Werke durch, bevor diese an einen Verlag gesandt wurden. 1853 war Marfa Sabinina von Großherzogin Sophie zur Hofpianistin ernannt worden, und Anfang 1854 bot die Großherzogin ihr die Stelle als Musikerzieherin am Sophien-Stift an. Ende 1855 unternahm Marfa Sabinina ihre erste Konzertreise nach Rußland. 1860 wurde sie nach St. Petersburg berufen und zur Musiklehrerin der Prinzessin Maria Alexandrowna ernannt. Dies bedeutete das Ende einer Konzertkarriere, auf die sie sich all die Jahre über vorbereitet hatte.

Am russischen Zarenhof war Marfa Sabinina bis 1868 angestellt. Von 1866–1868 war sie an der Gründung der russischen Sektion des Roten Kreuzes beteiligt, und nachdem ihre Dienstzeit bei Hof abgelaufen war, siedelte sie mit einer Freundin auf die Krim über. Dort widmete sie sich karitativen und seelsorgerischen Tätigkeiten. Nach der Ermordung ihrer Mutter und ihrer vier Schwestern im Jahr 1892 zog sie sich zurück und starb nach schwerer Krankheit im Dezember 1892.

Über ihre Begegnung mit Clara und Robert Schumann hat Marfa Sabinina interessante Aufzeichnungen hinterlassen, die 1997 von Olga Lossewa erstmals auf Deutsch publiziert wurden (O. L.: Marfa Sabinina und ihre Erinnerungen an Clara und Robert Schumann. In: Schumann Studien. Sinzig 1997, S. 195–224;diesem Aufsatz sind die biographischen Informationen entnommen).
(J.M.N.)