Schumann. Der junge Virtuose / The Young Virtuoso

Exercice C-Dur · Abegg-Variationen op. 1 · Paganini-Studien op. 3 · 6 Paganini- Etüden op. 10 · Toccata C-Dur op. 7 Florian Uhlig, Piano Stuttgart / Holzgerlingen: hänssler CLASSIC, 2011
CD No. 98.632

In der längerfristig auf 15 CDs angeleg- ten Gesamtaufnahme aller Schumann’schen Solo-Klavierwerke (vgl. Correspondenz 33, S. 97ff.) einschließlich der Doppelfassungen und Fragmente hat Florian Uhlig nun als Nr. 2 eine besonders interessante Zusammmenstellung unter dem Titel Der junge Virtuose / The Young Virtuoso vorgelegt. Das Konzept und der hochinformative Booklettext stammen wiederum von Joachim Draheim, der zugleich im Teamwork mit dem Pianisten die Authentizität des Notentextes garantiert. Hier sind hervorzuheben die beiden enthaltenen „World Premiere Re- cordings“: eine bisher nur in der Literatur erwähnte Frühfassung der Toccata op. 7 (Exercice C-Dur, nach dem Autograph in der Pierpont Morgan Library New York) und eine fragmentarisch überlieferte, von Draheim behutsam ergänzte zusätzliche Capriccioso-Variation zum Théme sur le nom „Abegg“ varié op. 1, die beide auf ihre Art sehr reizvoll sind – das „Exercice“ einerseits knapper gehalten, andererseits mit noch aberwitzigeren technischen Finessen gespickt als die Toccata. Deren bekannte Druckfassung hat Uhlig ebenso kompetent eingespielt wie eben die (erweiterten) Abegg-Variationen, deren rekonstruierte Orchesterversion er bereits in seine frühere CD (No. 93.264) einbezogen hatte.

Den Hauptteil der Aufnahmen bilden die beiden Hefte der Paganini-Studien op. 3 und Konzertetüden nach Paganini op. 10, von denen bislang nicht sehr zahlreiche Einspielungen existieren. Hier kann Florian Uhlig seine exzellenten pianistischen Fähigkeiten ausleben, die eben nicht nur im virtuosen Flitter, sondern vielmehr in emotional vertiefter Deutung gipfeln. Damit wird der von Joachim Draheim treffend benannte wesentliche Unterschied der beiden im Abstand eines Jahres geschaffenen Opera – die Studien seien eine geniale Klavierfassung von Paganinis Capricen, die Konzertetüden klängen dagegen wie ein an Paganini erinnerndes originales Klavierwerk Schumanns – überzeugend herausgearbeitet. Wollte man nur ein Beispiel für die letztgenannte These benennen, so ist es das c-Moll-Maestoso op. 10 Nr. 4, das Florian Uhlig zu einem höchst differenzierten, spannenden Charakterstück von einigem Tiefgang werden lässt. Eine großartige, sehr empfehlenswerte Aufnahme!


(Gerd Nauhaus)