Robert Schumann Album für die Jungend
Alessandra Ammara, Piano / Klavier
Arts Music, 2010
LC2513, 47756-8
Die Sammlungen Carnaval und Davidsbündlertänze haben einen sehr engen Bezug zu Schumanns späterer Frau, der jungen Pianistin Clara Wieck, und dies nicht nur biografisch bzw. entstehungsgeschichtlich. Die Tochter von Schumanns Lehrer Friedrich Wieck taucht in den verschiedensten Rollen musikalisch auf, oft deutlich benannt, manchmal aber nur für den Insider erkennbar.
Das von Alessandra Ammara auf der zweiten CD eingespielte Album für die Jugend op. 68 ist beinahe wie eine Fortsetzung dessen zu deuten. Schumann schrieb es so „recht aus dem Familienleben heraus“, das inzwischen aus ihm, seiner Frau Clara und vier lebenden Kindern bestand. Ausgehend von „Stückchen für’s Clavier“, die Schumann seiner ältesten Tochter Marie zum siebten Geburtstag schenkte, entstand schließlich eine Fülle von kurzen Klavierstücken für Kinder und Jugendliche mit durchaus pädagogisch-didaktischem Hintergrund, ohne jedoch trockenes Unterrichtsmaterial darzustellen. Die ursprünglich als „Weihnachtsalbum“ angekündigte Sammlung von letztlich 43 veröffentlichten Stücken entpuppte sich rasch als Schumanns erfolgreichstes und polulärstes Werk.
Hier ist natürlich weniger die technische Brillanz der Pianistin gefragt, als viel eher deren Einfühlungsvermögen in die von Schumann reizend und phantasievoll nachempfundene und auskomponierte Welt der Kinder. Tatsächlich gelingt es Alessandra Ammara in den meisten Fällen angemessen schlicht und transparent zu artikulieren. Dennoch bleibt auch hier ihr Spiel überzeugend und spannungsvoll, hier wie dort wird sie den unterschiedlichen Anforderungen gerecht.
So lassen sich ihre auf beiden CDs vorgelegten Interpretationen durchaus neben die zahlreichen anderen auf dem Markt vorhandenen stellen. Durch ihre im Ausdruck treffende und der jeweiligen Stimmung angepasste Spielweise nimmt sie den Hörer quasi mit auf eine lebendige Reise durch Schumanns Welt und vermag zusätzlich mit ihrem intelligenten Ansatz auf einige Stellen ein neues Licht zu werfen.
Die informativen, viele Zusammenhänge aufschlüsselnden Booklettexte, in beiden Fällen verfasst von dem italienischen Pianistenkollegen Robert Prosseda, runden das Gesamtbild dieser lohnenswerten CDs auf das Feinste ab.
(Irmgard Knechtges-Obrecht)