Rudolf Julius Benno (1806–1882) und Pauline (1809–1895) Hübner geb. Bendemann

Julius Hübner, Selbstbildnis von 1864.
[Abb.] Julius Hübner, Selbstbildnis von 1864. Reproduktion einer älteren Abbildung der Originalzeichnung

http://www.julius-huebner.de/DE/jh_schumann.html

Der 1806 in Oels geborene Historien-, Porträt- und Genremaler Julius Hübner hatte zunächst an der königlichen Kunstakademie in Berlin studiert und war mit 16 Jahren in das Atelier Wilhelm von Schadows eingetreten.
1826 folgte er gemeinsam mit einer Reihe von anderen Schülern dem Lehrer nach Düsseldorf, wo Schadow zum Direktor der dortigen Kunstakademie berufen worden war. Im Jahr seiner Heirat mit Pauline Bendemann, der Schwester des Malers Eduard Bendemann, trat Julius Hübner eine lange Italienreise mit seiner Frau an, und in Rom wurde auch die erste Tochter geboren. Bis zu seiner Berufung nach Dresden im Jahr 1839 blieb Hübner in Düsseldorf.

In Dresden erhielt Hübner 1841 eine Professur an der Königlichen Kunstakademie und wurde 1871 auch Direktor der Gemäldegalerie. Clara und Robert Schumann lernten Julius und Pauline Hübner wie auch das Ehepaar Bendemann in ihrer Dresdner zeit kennen und befreundeten sich mit dem Maler und seiner Frau eng. In Schumanns Haushaltbuch wird erstmals am 15. Mai 1846 ein Besuch bei „Hübner’s“ erwähnt. Der Kontakt gestaltete sich rege, man musizierte sowohl bei Schumanns als auch bei Hübners, oft waren auch Bendemanns mit von der Partie. Man tauschte sich über Musik und bildende Kunst, aber auch über Politik aus. So zankte sich Clara Schumann 1848 einmal tatsächlich mit Pauline Hübner über Politik, was sie selbst fast erstaunt in ihrem Tagebuch feststellte. Julius Hübner war auch Pate des im selben Jahr geborenen Sohns Ludwig, um den er sich auch in späteren Jahren kümmerte, als dessen Krankheit sich als unheilbar erwies und eine Einweisung in eine Anstalt sich als unumgänglich erwies.

So schrieb Clara Schumann am 5. Mai 1870 an Johannes Brahms, Ludwig sei sehr krank gewesen und sie „habe Hübner gebeten, mit einigen Aerzten zu consultiren, und für mich zu handeln – das kann in diesem Falle nur ein Mann.“ Julius Hübner hatte für Ludwig in der Zwischenzeit auch die Vormundschaft übernommen.
20 Jahre zuvor, als Clara und Robert Schumann von Dresden nach Düsseldorf übersiedelten, notierte Clara im Tagebuch: „Bendemanns sind aber auch die einzigen (Hübners natürlich inbegriffen), von denen mir der Abschied schwer wird!“ Ein Zeichen der Verbundenheit ist auch die eigenhändige Bleistiftzeichnung, die heute im Heinrich-Heine-Institut (Slg. Dickinson) aufbewahrt hat und die Julius Hübner mit der Widmung versehen hat „Andante pastorale, Var. 1ma / der Frau Clara Schumann gewidmet von Julius Hübner, Dresden 1846“. Das Blatt zählt zu verschiedenen Studien zu Hübners „Goldenem Zeitalter“ aus den 1840er Jahren.

Auch nach dem Weggang der Schumanns, blieb die Freundschaft bestehen und wenn Clara später nach Dresden zu Konzerten zurückkehrte, wohnte sie meist auch bei Hübners.

Als Clara Schumann am 20. Oktober 1878 ihr 50jähriges Künstlerjubiläum feiern konnte, erhielt sie viele offizielle Ehrungen, aber auch eine aquarellierte Federzeichnung, die der 1842 geborene Eduard Hübner im Namen seiner Eltern anfertigte. Er umrahmte mit seiner Zeichnung ein selbstverfaßtes, sehr persönliches Huldigungsgedicht „An Clara Schumann“; das Blatt befindet sich heute im Archiv des Robert-Schumann-Hauses Zwickau.

Als Julius und Pauline Hübner 1879 ihre Goldene Hochzeit feiern konnten, „war guter Rath teuer“, was Clara Schumann ihnen schenken sollte, doch dann hatte ihre Tochter Marie die Idee, die Mutter solle einen Marsch komponieren und darin Robert Schumanns Duett „Großvater und Großmutter“ anbringen. So entstand nach mehr als 20jähriger Pause Clara Schumanns allerletzte Komposition, ihr Marsch in Es-Dur für Klavier zu vier Händen, der erst 1996 von Gerd Nauhaus publiziert wurde. Die zweihändige Fassung, die Clara ihrer Tochter Elise schenkte, ist hingegen bis heute unveröffentlicht geblieben. Clara widmete den Marsch, in dem sich auch Anklänge an Schumanns „Manfred“ finden, „Den lieben Freunden Julius und Pauline Hübner als Festgruß zum 21 Mai 1879“. Julius Hübner sandte Clara ein warmes Dankschreiben samt einem gedruckten Gedicht „Der neue Polykrates“.

Clara Schumann überlebte sowohl Julius als auch Pauline Hübner, mit denen sie frohe Erinnerungen an die gemeinsamen Dresdner Jahre und an ihren Mann teilte.

(Julia M. Nauhaus)