Johanna Kinkel Eine Auswahl aus ihrem literarischen Werk
Zum 200. Geburtstag der Komponistin und Schriftstellerin
Zusammengestellt v. Monica Klaus, herausgegeben v. Ingrid Bodsch
128 S., zahlreiche Abb., Klappbroschur
Verlag StadtMuseum Bonn, 2010
ISBN: 978-3-931878-28-3
Die in der Reihe „Europäische Komponistinnen“ des Böhlau-Verlags mit einer ausgezeichneten Biografie von Johanna Kinkel (*1810 Bonn, †1858 London) hervorgetretene Autorin (vgl. Besprechung in Correspondenz Nr. 31, 2008) veröffentlicht nun aus Anlass des 200. Geburtstags der Musikerin, Komponistin, Poetin und Literatin Texte aus deren reichhaltigem, aber bisher fast unbekannten literarischem Werk. Monica Klaus vermittelt dem Leser ein noch klareres Bild der vielseitigen Künstlerin, die zur selben Zeit wie Robert Schumann lebte, in den Berliner Salons der Fanny Hensel und Bettine von Arnim verkehrte, von Felix Mendelssohn Bartholdy in ihrem kompositorischen Schaffen gefördert und von Charles Dickens in finanzieller Hinsicht bei ihrer politisch bedingten Flucht ins Londoner Exil unterstützt wurde.
Breit angelegt, vielseitig und lebendig sprechen die Erzählungen, Märchen, Novellen, Gedichte und – ganz besonders – die Anekdoten Johanna Kinkels von ihrer guten Beobachtungsgabe, der umfassenden Bildung und einer großen Portion Humor. Auch da, wo sozial- oder gesellschaftspolitische Geschehnisse kritisch aufgegriffen werden, fehlt nicht der ironische, aber niemals bissige Unterton. So erfährt man viel aus Johanna Kinkels Leben, ihrem Umfeld, Modetrends und der Tagespolitik. Eins der wenigen zu Lebzeiten der Kinkel im Druck erschienenen Märchen „Dä Hond on dat Eechohn“ („Der Hund und das Eichhörnchen“) erzählt im Bönnschen Dialekt eine reizende Geschichte, die jüngst im Bonner Ernst-Moritz-Arndt-Haus als Puppenspiel zu erleben war.
Abgerundet wird der Band von Kinkels ebenso beachtenswerten wie interessanten „Musikalischen Essays“, von denen die meisten im Londoner Exil entstanden. Ihre „Lecture on Mozart“ und „Lecture on Beethoven’s earliest Sonatas inc. op. 10“ hielt sie in englischer Sprache in den späten 1850er Jahren. Ein alphabetisches Verzeichnis der Texte mit Quellen- und Literaturangaben und ein Verzeichnis der zahlreichen Abbildungen vervollkommnen diese Publikation, die eine recht kurzweilige und spannende Lektüre bietet.