Schumanns Schweizerreise 1829
6. September 1829 - Gotthard Airolo
Sonntags am 6ten September – gemischter Wolkenhimmel – sehr theuer in Andermatt Gang an das Urner Loch (1)– lässt kalt – die Teufelsbrücke (2)u. der Wellenschaum – zu wild – Abschied v. Kersten, Scheuermann, Graffenried, Herrmann – des Kaufmanns zitternder Abschied – einsames Zurückwandern nach Andermatt – wieder allein – echte Wehmuth – Fussparthie – Hospiz – Adieu, mein schönes Deutschland – fast geweint – die Gotthardstrasse – Sonne, Sturm, Regen, Wolken – immer dunkler u. dunkler – der gutmüthige Italiäner u. meine ersten Sprachversuche ziemlich glüklich – Regen – ziehende Wolken – nässender Nebel – furchtbarer Weg
– endlich Ankunft auf dem Hospizio (3) – italianische Bauernstube – rothe Mützen u. Banditengesichter – Kartenspiel u. grosser Lärm – Datemi un poco di vino ziemlich gut vorgebracht – schlechter italianischer Wein – schändliche Kälte – mein Wärmen am Heerde – fieberhaftes Zittern . das Badensche Klavier mit der Spieluhr – Entschliessung zum Aufbruch – undurchdringlicher Nebel – furchtbares Hinabschauen in die Nebelgründe – als stünd ich allein auf der Welt da – unbeschreiblich – die stürzenden Wasserfälle des Ticino – bis dahin gut – unglüklich-ablaufender Nro 14 – Wolf – Schmerzen –Cigarren – nach stundenlangem Steigen grüne Fleke u. Bäume – Blicke in das Airolothal u. der silberne Ticino – furchtbare Schmerzen – Airolo (4)– bei Herrn Camassi – Umkleiden – kaum gehen u. sitzen – Zerren u. Zerren – Nichts u. Nichts – ordentliche Reinigung – Alfieri – dann sehr breit zu Bett gelegt