Hals über Kopf ins Meer für Schumanns Kreisleriana

Unter der Überschrift  „KLAVIERGENIE EVGENY KISSIN. Ein Pianist stürzt sich ins Meer“ würdigt Werner Theurich im SPIEGEL (10.6.2009) die Entwicklung des ehemaligen Wunderkindes Evgeny Kissin, wobei der ‚Sprung ins Meer’ auf Kissins Wagemut bei der Interpretation von Robert Schumanns Kreisleriana op. 16 auf der RCA-Veröffentlichung von 1997 gemünzt ist: „ … und als krönenden Abschluss Robert Schumanns "Kreisleriana" op. 16, ein Virtuosenstück mit Fallstricken für Möchtegerns.

Kissin erweist sich hier als cooler Könner: Den Schumann donnert er mit einer arroganten Perfektion herunter, dass es einem den Atem raubt. Rubinstein hätte gefröstelt. Wahrscheinlich hatte Kissin von Svjatoslav Richters Tagebuchnotiz Wind bekommen, der anlässlich einer Liszt-Interpretation 1990 über ihn notiert hatte: "Er ist gebildet, er spielt gut, aber er stürzt sich nicht Hals über Kopf ins Meer. Gemessenheit als Makel? Nicht mehr. Den "Sturz" hat Kissin mehrfach überzeugend nachgeholt, mit besten Haltungsnoten.

Brillant meisterte er die technischen Herausforderungen bei Schumann, sogar die gedämpften Klangfarben und Abgründe gelangen ihm traumwandlerisch. Das Tempo war provokant, schließlich war Kissin damals erst 26 Jahre alt, in seinen Fingern loderte frisches Feuer.  […]
Kissin hat die vom großen Richter geforderten Kliffsprünge ins Meer inzwischen blendend drauf…“

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