Familie, Freunde, Zeitgenossen.

Wolfgang Seibold:
Die Widmungsträger der Schumannschen Werke.
Schumann-Studien, Sonderband 5. Im Auftrag der Robert-Schumann-Gesellschaft
Zwickau hrsg. v. Gerd Nauhaus.
392 S. zahlr., teils farbige Abb.
Sinzig: studio • verlag, 2008
ISBN: 978-3-89564-123-7

Unter den Widmungsträgern schumannscher Werke finden sich zahlreiche Namen, die auch heute noch recht bekannt sind: Hans Christian Andersen, Bettina von Arnim, Johannes Brahms, Frédéric Chopin, Friedrich Hebbel, Franz Liszt, Felix Mendelssohn Bartholdy, Friedrich Rückert, die Schumann-Töchter Marie, Emilie, Elise und Julie sowie Claras Vater Friedrich Wieck und selbstverständlich Clara Schumann selbst. Hinzu kommen weitere Personen aus Schumanns Freundeskreis, die seinen Lebensweg beeinflussten und meist in direkter Beziehung zu seiner Musik standen. Für dieses Buch hat der Autor Wolfgang Seibold die Lebensdaten sämtlicher Widmungsträger recherchiert (dabei mitunter neue Quellen aufgetan) und vielfach noch unbekannte Porträts ausfindig gemacht. Akribisch, detailliert, dabei keineswegs langweilend, stellt Seibold Wissenswertes zu den einzelnen Persönlichkeiten zusammen und bringt sie in Beziehung zu Schumann und dem jeweiligen, ihnen gewidmeten Werk. Dem Leser entfaltet sich dadurch ein breites musikhistorisches Spektrum des kulturellen Lebens jener Zeit, das nicht zuletzt auch neue und aufschlussreiche Aspekte zu Schumanns Leben und Werk ans Licht bringt.

Vor Schumanns Zeit entsprachen Widmungen von Kunstwerken ganz dem konventionellen Verfahren. Man suchte sich möglichst mächtige und vermögende Persönlichkeiten aus, in der Hoffnung auf nachfolgende Zuwendungen jeder Art. Fast schon war dieser Brauch in der Mitte des 19. Jahrhunderts ausgestorben. So bleiben Dedikationen an hoch stehende Aristokraten bei Schumann die absolute Ausnahme. Für seine Widmungszuschriften gaben vollkommen andere Gründe den Ausschlag. Meist stand der jeweilige Widmungsträger in enger Beziehung zu Schumanns Musik oder gar zum betreffenden Werk. Auch waren die so Bedachten oft selbst Musikschaffende oder zumindest Musikkenner. Nicht Berechnung oder Konvention, sondern stets Freundschaft, Anerkennung, Dankbarkeit oder auch Verehrung stehen hier im Vordergrund.

Zu jeder Widmung führte ein anderer Anlass, zu jedem Widmungsträger gibt es eine andere Geschichte, jedes Werk basiert auf einem anderen Hintergrund. Spannend und äußerst kurzweilig schildert Seibold diese Zusammenhänge. Nicht jedes Geheimnis kann er dabei lüften, trotz der großen Fülle an informativem Material. So muss vorerst offen bleiben, wer diese ominöse Mary Potts ist, der Schumann seine Klaviersammlung Bunte Blätter op. 99 widmete.

Besonders anschaulich wird das Buch nicht zuletzt durch die zahlreichen, zum Teil bisher unbekannten Abbildungen der Widmungsträger. Quasi als „Sahnehäubchen” stellte das Zwickauer Robert-Schumann-Haus eine Reihe der kunstvoll gezeichneten Titelblätter einiger Erstdrucke schumannscher Werke aus der Sammlung Clara Schumanns zur Verfügung. Ein wirklich zum Schmökern einladendes Buch, das auch oder vielleicht sogar gerade dem interessierten Laien viel zu bieten hat!