Paradies der Klänge

Der Standard, 17. März 2008

Osterklang-Beginn mit Schumann-"Oratorium"

Wien - Der Komponist Robert Schumann hielt es für seine "beste Arbeit". Noch heute ist dessen mit dem Begriff Oratorium nur oberflächlich zu verstehendes Werk Das Paradies und die Peri allerdings eine jener Raritäten, für die sich Werkentdecker Nikolaus Harnoncourt starkmachen muss. Es liegt ihm: Unlängst hat er in Zürich Schumanns Genoveva in Erinnerung gerufen; nun galt es beim Beginn des "Osterklangs" im Musikverein für diesen dreifachen Versuch eines gefallenen Engels, in den Himmel zu kommen, einzutreten.
 
Schumann hat da markante Frage-Antwort-Effekte zwischen Chor (glänzend das Arnold-Schoenberg-Kollektiv) und Orchester eingebaut, hat düstere Flächen ersonnen, die Harnoncourt von den Wiener Philharmonikern ganz ohne Vibrato einfordert, um markante Fahlheit zu bewirken. Mitunter wird es allerdings auch gar lieblich, und punktuell verharrt das Werk etwas statisch in einer orchestralen Warteposition, die für Längen sorgt. Zwischendurch natürlich Eingebungen, grandios poetisch das Melos. Und da die Philharmoniker in guter Form sind, ist mit seidigem, schlankem Klang, Transparenz und aufbrausender Dramatik substanzvolle Wirkung zu erzielen, die auch von (jedoch nie ausgewalzter) Sanglichkeit profitiert.
 
Im Vokalen mischt sich Kostbares mit Solidem: Annette Dasch (als Peri) beeindruckt durch glanzvoll glühende Höhen, Christian Gerhaher (als Gazna und "der Mann") durch liedhaft-lyrische Ansätze. Durchwegs klangschön Elisabeth Kulman (als Engel), passabel Bernhard Berchtold (als Jüngling), Mojca Erdmann (als Jungfrau) und Michelle Breedt. Etwas unstet (mit seinem aufgeladenen Vortrag) klang jedoch Christoph Strehl (als Erzähler).

(Ljubisa Tosic / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17.3.2008)