Das Geheimnis der Liebe

Kölner Stadtanzeiger, 31.07.2006

Schumanns Oratorium "Der Rose Pilgerfahrt" im Kaisersaal
Das selten gespielte Werk wurde in Brauweiler aufgeführt.

VON JAN ROSSBACH

Robert Schumann, dessen Todestag sich dieses Jahr zum 150. Mal jährt, war ein Mystiker, einer, der das Geheimnisvolle und Märchenhafte mehr liebte als jeder andere Komponist seiner Generation. Sehr deutlich wird dies in seinem Oratorium "Der Rose Pilgerfahrt" op. 112, welches im Kaisersaal der Abtei Brauweiler dargeboten wurde. Und den Musikern - der Chor des Bach-Vereins unter Thomas Neuhoff, Jana Stehr (Sopran), Markus Francke (Tenor) und James Maddox (Klavier) - schien es sehr daran gelegen zu sein, der Atmosphäre der Uraufführung von 1851 sehr nahe zu kommen.

Gefühltes Hauskonzert

Damals wurde das Werk in fast privater Umgebung in Düsseldorf geboten. Und so wirkte die Atmosphäre im bis auf den letzten Platz gefüllten Kaisersaal auch fast familiär. Die Solisten und der Chor sowie Dirigent Thomas Neuhoff waren um den Flügel herum positioniert, so dass man das Gefühl bekam, hier finde jetzt ein Hauskonzert im kleinen Kreise statt. Sehr hilfreich und informativ waren zudem die kurze Einführung von Thomas Neuhoff sowie die von Susanne und Ludwig Egener vorgetragenen Zitate aus Briefen von Clara und Robert Schumann, die dem Zuhörer die Entstehungsgeschichte des Werkes näher brachten. Und so hatte man schließlich kaum mehr das Gefühl, Zeuge eines Oratoriums zu sein.

Die Gattungsbezeichnung Oratorium - eine mehrteilige Vertonung einer zumeist geistlichen Handlung - irritiert in der Tat ein wenig, handelt es sich doch bei diesem 24 Nummern umfassenden Werk eher um ein musikalisches Märchen mit geheimnisvollem, aber eben weltlichem Sujet: Das Elfenwesen mit dem Namen Rose - sehr einfühlsam und nuancenreich interpretiert von Jana Stehr - möchte einmal das Geheimnis der menschlichen Liebe erfahren und steigt auf die Erde hinab. Nachdem sie zunächst ganz viel Leid erfahren muss, erfüllt sich ihr Traum aber später doch und schließlich wird sie von Engeln "zu höherem Licht" aufgenommen.

Neben Jana Stehr als Rose überzeugte auch Pianist James Maddox, der mit seiner reichen Palette allerfeinste Schattierungen zu gestalten vermochte. So vermisste man das große Orchester an keiner Stelle. Insgesamt eine sehr gelungene Darbietung eines selten gespielten Werkes.