Das unrühmliche Ende eines Klavierwettbewerbs
Rheinische Post Nr. vom 28.04.2007
FEU Kultur
VON WOLFRAM GOERTZ
Düsseldorf Warum musste der Internationale Klavierwettbewerb "Concours Clara Schumann" gestern abgesagt werden? Die Krisenforschung bot mehrere Gründe an. Sie gehören indes alle zusammen.
Die Robert-Schumann-Gesellschaft als Veranstalterin wirkt seit dem Abgang von Wilhelm Simson, dem früheren EON-Vorstandsvorsitzenden, kopflos. Immer neue Oberhäupter wurden installiert, zuerst kam RAG-Boss Werner Müller, der ein passionierter Klavierspieler ist und den Wettbewerb dringend wiederaufleben lassen wollte, dann aber Zeit und Lust an diesen Düsseldorfer Manövern verlor und den Posten aufgab.
Derzeit führt Franz Willnauer (der früher das Schleswig-Holstein Festival und das Bonner Beethoven-Fest leitete) die Geschäfte - ein harter Job, denn kaum ist das Schumann-Jahr 2006 (zum 150. Todestag) vorbei, droht das Schumann-Jahr 2010 (zum 200. Geburtstag des Komponisten). Das erfordert viel Vorbereitung. Kann man nebenbei einen Wettbewerb beaufsichtigen?
Leiten sollten ihn eigentlich Christiane Oxenfort (die Chefin des Düsseldorfer Altstadt-Herbstes) und Franz Xaver Ohnesorg (der Manager des Klavierfestivals Ruhr). Von beiden sah und hörte man nicht sonderlich viel. Vielleicht wirkten sie im Stillen.
In der Tat sah die Ausschreibung starke Eingriffe in die Usancen solcher Wettbewerbe vor. Es gab keine Einschreibgebühr; die Teilnehmer konnten also schadlos wieder abspringen. Die Zeit für sie, die modernen Pflichtstücke von Seither, Trojahn und Sotelo einzustudieren, war zu kurz. Die Auswahl der Pflichtstücke von Clara und Robert Schumann der ersten Runde war völlig musikfremd: Kein einziges Werk Roberts hätte zu Ende gespielt werden können. Der Finalabend hätte von den Teilnehmern verlangt, dass sie nachts weit nach Mitternacht noch ihr Preisträgerkonzert gaben. Und so fort. Solche Zustände hätte nicht einmal der fürs Spekulative durchaus offene Robert gut gefunden.
Wie man hörte, hoffen die Organisatoren jetzt blauäugig, dass die ausgeladenen Juroren auf ihre Gage verzichten und im kommenden Jahr bei einem neuerlichen Versuch bereitstehen. Kommt es überhaupt dazu? Und was sagen die Sponsoren? Und wer zieht endlich die Konsequenzen? Wir erinnern: Es gab nur 17 Anmeldungen. Siebzehn.