Buchmesse: Erste Bände der Schumann-Briefe erscheinen
Schaumburger Nachrichten, 7. März 2008
Die ersten zwei von insgesamt 40 Bänden mit Briefen des Komponisten Robert Schumann werden am 12. März auf der Leipziger Buchmesse präsentiert. Die über 20.000 Briefe sollen bis 2017 komplett erschienen sein und dokumentieren den Schriftwechsel Schumanns und seiner Frau mit Verlegern.
Der Komponist Robert Schumann (1818-1856) gilt als ein verträumter Romantiker. „Geschäftssinn passt da nicht ins Bild“, sagt Thomas Synofzik. Der Direktor des Zwickauer Robert-Schumann-Hauses weiß jedoch um die Geschicklichkeit und auch die Tricks, mit denen der Musiker bei Verlagen versuchte, für seine Kompositionen das höchste Honorar herauszuschlagen. Oder sich als 43-Jähriger unter Pseudonym an einem Wettbewerb für junge Musiker beteiligte. Nachzulesen ist das in den Briefen, die der Musiker und seine Frau Clara (1819-1896) mit ungefähr 125 Verlegern in ganz Deutschland wechselten und die jetzt vollständig veröffentlicht werden.
Die ersten beiden Bände dieser Verleger-Briefe werden am 12. März zur Buchmesse in Leipzig erstmals präsentiert. Acht sollen es bis 2010 werden. Zugleich markieren die beiden Bücher den Start einer auf insgesamt rund 40 Bände angelegten Edition sämtlicher über 20 000 Briefe der Schumanns. Erscheinen soll die Briefausgabe bis 2017 in drei Serien - den Briefen innerhalb der Familie, jenen, die sie mit Freunden und Künstlerkollegen wechselten, und jene an ihre Verleger. Während sich bei Robert „beinahe alles lückenlos dokumentieren lässt, weil er alles gesammelt und gebündelt hat“, sei das bei Clara schwieriger. Immerhin aber seien rund 2000 ihrer geschriebenen Briefe überliefert, berichtet Synofzik.
Diese erste wissenschaftliche Gesamtausgabe der Schumann-Briefe sei „ein weltweit beachtetes Projekt“, ergänzt Christoph Dohr, der sie in seinem Kölner Verlag ediert. Herausgeber sind das Schumann-Haus Zwickau und das Musikwissenschaftliche Institut der Dresdner Musikhochschule in Kooperation mit der Robert-Schumann-Forschungsstelle Düsseldorf. Eine Korrespondenzausgabe enthält alle Briefe, die das Musikerpaar schrieb und erhielt. „Die Schumanns gehörten zu den buchhalterisch aufgeräumtesten Komponisten-Haushalten“, betont Dohr.
Sogar über empfangene und verschickte Briefe führten sie akribisch Buch. Das gibt Aufschluss darüber, „welche uns noch fehlen und sich eventuell in Privatbesitz befinden“. Deshalb auch wissen die Beteiligten jetzt noch nicht bis ins Detail, wie die einzelnen Bände am Ende aussehen werden. Das mache die Sache so spannend, betont Dohr, der die Edition „in einer Zeit, in der man nicht weiß, wie es mit dem Medium Buch weitergeht“, für sich als Renommee-Projekt sieht.
Dessen Geschichte reicht zwölf Jahre zurück. Doch das Projekt scheiterte nach erfolgreichem Start an fehlendem Geld. Erst 2005 wagte das Zwickauer Schumann-Haus einen neuen Vorstoß - in Kooperation mit der Musikhochschule Dresden, an der das Projekt von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wird.
Zumindest die Edition des Verleger-Briefwechsels, dessen Drucklegung die Kunststiftung NRW unterstützt, ist auf diese Weise gesichert. Das Zukunftsministerium Nordrhein-Westfalens habe signalisiert, das gesamte Projekt zu unterstützen, sagt Schumann-Haus-Direktor Thomas Synofzik. „Aber sie werden nicht unbedingt Stellen in Zwickau fördern“, gibt er zu bedenken. Es müsse eine Ausgewogenheit in Sachsen gefunden werden, damit das gesamte Projekt nicht nach Nordrhein-Westfalen abwandere. „Schumann ist zwar ein gesamtdeutscher Komponist, aber die meiste Zeit hat er nun einmal in seiner Geburtsstadt Zwickau verbracht.“