Auf den Spuren Schumanns in Böhmen- 2. - 5. Mai 2014

oder

Ein Schumannfund

Ein Reisebericht von Anne Singer, Leipzig

 

Aus dem Ehetagebuch:
10.8.1842 mit Lohnkutscher nach Teplitz, auf den Schloßberg, gegen Abend nach Thurn (?)
12.8.auf den Millischauer (Millesovka 837 m)


Schon lange hatten wir uns vorgenommen, anhand des Ehetagebuchs auf Schumanns Spuren
ins böhmische Bäderdreieck zu reisen.
Ehe wir unsere Suche in Teplitz , besichtigten wir Schloß Dux, einen Besitz der Familie Waldstein, wo Casanova seine letzten Lebensjahre verbrachte, aber natürlich war auch Goethe da und vor allem Beethoven, der sein opus 53 einem Mitglied der Familie Waldstein widmete.

Die Besteigung des Millischauers gelang uns leider nicht. Als wir den Weg nach längerer Suche fanden, zogen dicke Regenwolken auf.

Auch den Schloßberg in Teplitz fotografierten wir nur von unten, da es schon zu spät zum Aufstieg war. 

Stattdessen genossen wir ein wunderbares Essen im Restaurant „Beethoven“, dazu gab es Livemusik klassisch und auf dem Rückweg zum Hotel viele wichtige Denkmale zu sehen. 

Aus dem Tagebuch:
13.8. abends nach Karlsbad mit der Post, Hotel „Goldener Schild“, dort am 14.8. Verlobungstag


Das Hotel „Goldener Schild“ gibt es wahrscheinlich nicht mehr und langsam bekamen wir Zweifel, ob wir überhaupt etwas finden würden, das an Schumann erinnerte. Zufällig entdeckten wir aber am Ende des Kurparks den „Posthof“. Hier war Schumann schon als Kind mit seiner Mutter, hörte Konzerte und begegnete Moscheles. Ein freundlicher Kellner öffnete uns den Saal im 1. Stock, hier spielte Paganini und die Sinfonie „Aus der neuen Welt“ von Dvorak erklang hier zum ersten Mal in Europa.

Aus dem Tagebuch:
15.8. Ausflüge nach Kreutzberg und Elbogen (Loket)
16.8. nach Marienbad, Gasthof „Neptun“


„Auf den Kreutzberg steigt es sich spielend“, schreibt Schumann, also taten wir das auch.
Loket interessierte uns vor allem Goethes wegen, der hier seinen berühmten 73. Geburtstag mit der Familie von Levetzow feierte, in der Balustrade, in der Ernst steht.
Im schönen Marienbad fanden wir beim Abendspaziergang gleich neben der Chopin-Gedenkstätte die Pension „Neptun“, sie ist aber nicht mehr in Betrieb.

Im schönen Marienbad fanden wir beim Abendspaziergang gleich neben der Chopin-Gedenkstätte die Pension „Neptun“, sie ist aber nicht mehr in Betrieb. 

Daneben unser Hotel, direkt bei der Kolonnade.

Am 17.8.1842 hatten Schumanns eine Audienz beim Fürsten Metternich in Königswart, ein „höchst interessanter Tag“, wie er schreibt. Für uns war Kynzvart der Höhepunkt der Reise. Das Schloß ist überwältigend (im Gegensatz zu 1984, wo wir schon mal durchs verschlossene Tor geblickt hatten).
Im Großen Audienzsaal war das Besucherbuch beim Jahr 1841 aufgeschlagen, ich möchte zu gern wissen, ob sich auch ein Eintrag der Schumanns darin befindet, denn Clara wurde ja als k.k.Kammervirtuosin vorgestellt.

Der Schumannfund

Nach unserer Rückkehr aus Böhmen versuchte ich zunächst per E-mail, später auch per Post und telefonisch Auskunft über einen etwaigen Eintrag der Schumanns ins Besucherbuch zu bekommen. Leider bekam ich aber keine Antwort und so beschlossen wir, Ende August nochmals hinzufahren. Vom Kurator wurde ich sehr zuvorkommend empfangen, er konnte sich gar nicht erklären, wie so etwas passieren konnte und war hocherfreut, als ich ihm das Ehetagebuch mit Schumanns Bericht über die Audienz beim Fürsten zeigte.

Nun wurde das Besucherbuch von 1842 gebracht, der 17. August war schnell gefunden - - - auf den ersten Blick sah ich die bekannte Handschrift im unteren Drittel der Seite!
Meine Gefühle in diesem Moment wird wohl jeder Schumannfreund nachempfinden können!

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