Robert Schumann. Adagio und Allegro Opus 70 für Klavier und Horn. Fassung für Violine

Hrsg. v. Ernst Herttrich, Fingersatz Klavierstimme v. Klaus Schilde
Mit zusätzlich bezeichneter Violinstimme v.Ernst Schliephake
München: G. Henle Verlag, 2011
HN 1025 · ISMN: 979-0-2018-1025-6

Im Rahmen der Urtext-Ausgaben aus dem renommierten Henle-Verlag legt der als sorgfältiger und gründlich recherchierender Editor bekanne Ernst Herttrich weitere Werke Robert Schumanns vor. Das Adagio und Allegro op. 70 ist nun an der Reihe. Ein Werk aus dem Jahr 1849, als Schumann sich wieder einmal schubweise mit einer Gattung befasste, in der er bis dahin noch nichts komponiert hatte, nämlich für die Kombination des Klaviers mit einem Soloinstrument. Der Klarinette (Fantasiestücke op. 73) folgte unmittelbar das Horn im vorliegenden op. 70.

Wie so häufig, hatte Schumann zunächst auch für dieses Werk einen anderen Titel vorgesehen. Erst später änderte er „Romanze und Allegro“ zu „Adagio und Allegro“, tauschte also die eher poetische, aus dem Bereich der Lyrik stammende Benennung des ersten Satzes gegen eine gebräuchliche italienische Satz- bzw.
Tempoanweisung. Möglicherweise schien ihm dieser Satz so besser zum folgenden schnellen zu passen. Obwohl das „Adagio“ lyrisch-poetische Züge einer Romanze trägt, wirkt es gleichzeitig wie eine langsame Einleitung zum als Hauptsatz verstandenen „Allegro“.

Als Vorstudie und Anregung gleichermaßen könnte Schumanns op. 70 zu seinem in unmittelbarem Anschluss komponierten Konzertstück für vier Hörner und großes Orchester op. 86 aufgefasst werden, das bis heute zu den schwierigsten Stücken der wenig umfangreichen Horn-Literatur gehört. Mindestens ebenso anspruchsvoll und virtuos gestaltete Schumann den Hornpart seines op. 70, das in dieser ursprünglich vorgesehenen Version am besten zur Geltung kommt.

Den Hornpart schrieb Schumann Julius Schlitterlau, einem ausgezeichneten Hornisten der Dresdner Hofkapelle, sozusagen „auf den Leib“. Mit ihm spielte Clara Schumann ihrem Mann die Stücke erstmals aus dem Manuskript vor und beurteilte sie als „prächtig, frisch und leidenschaftlich“. Der Komponist selbst nannte sie „brillant“, was er vermutlich auf den Hornpart bezog, der „bis heute eine Herausforderung für Hornisten darstellt“, wie Herttrich im Vorwort zu seiner Ausgabe bemerkt und op. 70 als „eines der wichtigsten Solostücke für Horn“ bezeichnet. So mag es letztlich nicht verwundern, dass das Werk von Anfang an häufiger in der Fassung für Cello erklang, während die für Violine eher als Notbehelf gelten sollte. Die alternativen Fassungen folgen keinen merkantil orientierten verlegerischen Absichten, sondern sind auf Schumanns eigene Initiative entstanden.

Ernst Herttrich legt die unterschiedlichen Versionen in drei Heften vor, die akribisch hergestellt und informativ kommentiert sind. Entstehungs- und Druck- geschichte sind verständlich dokumentiert, Notentext sowie Revisionsbericht spiegeln den neuesten Stand der Forschung wider. Alle verfügbaren Quellen werden berücksichtigt und weitgehend sinnvoll in den Notentext eingearbeitet, ungenaue oder fehlerhafte Stellen in benannt und nur sehr behutsam geändert bzw. gering modifiziert angepasst.

Die Ausgaben sind mit größter Sorgfalt und in gewohnt hochwertiger Ausstattung hergestellt und bieten auch eine Bereicherung für den Notenschrank des interessierten, praktisch musizierenden Liebhabers.