1837 Prag

Blick auf Prag
Blick auf Prag, Stahlstich, 1. H. 19. Jh. (StadtMuseum Bonn)

Bereits bei ihrem ersten Aufenthalt im November 1837, als sich Clara Wieck mit ihrem Vater auf der Reise nach Wien befand, wurde die 18jährige Pianistin in Prag mit großem Enthusiasmus aufgenommen. Sie gab drei Konzerte, und bereits nach dem ersten wurde sie 13 Mal auf die Bühne gerufen. Im dritten spielte sie ihr eigenes Klavierkonzert und wurde danach vier Mal hervorgerufen.

Auch der zweite Aufenthalt gemeinsam mit Robert Schumann war von Begeisterung für Clara als ausübende Künstlerin, aber auch für Schumanns Werke geprägt. Der Komponist dirigierte selbst die Aufführung seines Klavierkonzerts mit Clara am Flügel und wurde nach dem Konzert auf die Bühne gerufen. Bereits das erste Konzert mit der Darbietung von Schumanns Klavierquartett op. 44 und einigen Liedern aus dem Eichendorff-Liederkreis hatte lebhaften Beifall und persönliche Ovationen für den Komponisten hervorgerufen. Auch die Aufmerksamkeiten des böhmisch-österreichischen Hochadels, der in Prag residierte, boten einen wohltuenden Gegensatz zu dem vorhergehenden Wiener Aufenthalt, wo sich der Adel unnahbar kühl gezeigt hatte.

Im März 1856, noch zu Schumanns Lebzeiten also, kehrte Clara Schumann erneut nach Prag zurück. Sie befand sich damals auf der Rückreise von einer erfolgreichen Konzertreise nach Wien und Pest und gab lediglich zwei Konzerte, obwohl sie gedrängt wurde, länger zu bleiben. Erneut standen Lieder Robert Schumanns auf dem Programm, Clara spielte Beethovensche Klaviersonaten, Mendelssohns Variations sérieuses, sein Scherzo a capriccio, ein Lied ohne Worte, zwei Kompositionen von Chopin und zwei aus den Fantasiestücken von Schumann (op. 12 Nr. 7 und 1). 1859 und 1865 kam Clara Schumann nochmals nach Prag zu jeweils zwei Konzerten, beide Male jedoch nicht im Zusammenhang mit Reisen nach Österreich-Ungarn. Am 6. April 1865 spielte sie nochmals Schumanns Klavierkonzert, am 8. April 1865 kamen neben Liedern Schumanns auch sein Andante und Variationen für zwei Klaviere op. 46 zur Aufführung, und als letztes Werk stand der Carnaval auf dem Programm.

(Julia M. Nauhaus)