1835, 1854 ff., zuletzt 1881 - Hannover

Hannover Palais und Neues Schloß
Hannover, Palais und Neues Schloß, 1. Hälfte 19. Jh. (StadtMuseum Bonn)

Auch Hannover zählt zu den Städten, die bereits die junge Clara Wieck auf ihrer ersten mehrmonatigen Tournee mit ihrem Vater aufsuchte. Im Januar und Februar 1835 gab sie hier fünf erfolgreiche Konzerte, darunter eines am Hof des Vizekönigs Adolph Friedrich, Herzogs von Cambridge, dem sie eigene Kompositionen sowie Werke von Chopin und Herz vorspielte. In Hannover ließ Friedrich Wieck seine Tochter von dem bekannten Lithographen Julius Giere porträtieren. Auf dem als Werbematerial gedachten Bildnis ist Clara am Klavier als junge Virtuosin dargestellt; die Noten zeigen das Finale ihres eigenen Klavierkonzertes, das zu diesem Zeitpunkt noch nicht uraufgeführt worden war.

Es dauerte 19 Jahre, bis Clara erneut nach Hannover kam. Diesmal unternahm sie die Fahrt gemeinsam mit ihrem Ehemann: Es war die letzte Reise mit Robert, und sie galt vor allem dem Wiedersehen mit Johannes Brahms und Joseph Joachim, mit denen gemeinsam musiziert wurde. Joachim, der von 1853–1868 als Konzertmeister am Hof in Hannover angestellt war, führte im Konzert am 21. Januar Schumanns ihm gewidmete Phantasie für Violine und Orchester op. 131 auf. Clara spielte an jenem Abend Beethovens Klavierkonzert op. 73 und zwei kleinere Stücke von Chopin und Stephen Heller. Schumanns C-Dur-Sinfonie op. 120 beschloß den Konzertabend. Der König, Georg V., lud Clara und Robert Schumann (die ihm als Kronprinzen 1846 auf Norderney begegnet waren) an zwei Abenden an den Hof ein; und auf seinen Wunsch wurden fast ausschließlich Werke Schumanns gespielt. Wenig später, am 24. Februar 1854, unternahm der Komponist bekanntermaßen einen Selbstmordversuch.

1857 und 1859 gab Clara Schumann jeweils zwei Konzerte, in denen Werke von Schumann, Beethoven, Bach und Chopin auf dem Programm standen. Mit Joseph Joachim spielte sie Beethovens sog. Kreutzer-Sonate, eines der Lieblingsstücke der beiden. Unter Joachims Leitung wurde 1865 Schumanns Manfred op. 115 erstmals vollständig in Hannover aufgeführt.

Neben Beethovens und Schumanns Klavierkonzerten konnte man in Hannover auch ein Klavierkonzert von Mozart in Clara Schumanns Interpretation hören. Das 16. und letzte Konzert Clara Schumanns fand am 12. November 1881 statt, sie interpretierte wieder das Schumann-Konzert, kürzere Kompositionen von Hiller und Henselt, zwei Werke von Chopin und Mendelssohns Capriccio für Klavier und Orchester; außerdem wurden Schumanns Frühlingssinfonie sowie einige seiner Lieder aufgeführt.

(Julia M. Nauhaus)