Gesellschaft der Musikfreunde in Wien

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Öffnungszeiten des Studiensaales
Oktober bis Juni: Montag, Mittwoch und Freitag von 9 bis 13 Uhr
Vom 24. Dezember bis 6. Jänner sowie während der Karwoche ist der Lesesaal geschlossen.

Die Beziehungen Robert Schumanns zur Gesellschaft der Musikfreunde in Wien datieren seit dem Oktober 1836, als er die ersten drei Jahrgänge seiner „Neuen Zeitschrift für Musik“ der Gesellschaft für ihre Bibliothek als Geschenk übersandte. Als Schumann im Herbst 1838 nach Wien kam, entwickelte sich ein enger Kontakt, teils in persönlicher Weise zu Funktionären der Gesellschaft, teils durch seine Besuche in deren Archiv, das damals bereits eine Musiksammlung respektablen Ausmaßes darstellte. Dort erhielt er auch eine Abschrift der autographen Partitur von Franz Schuberts Großer C-Dur-Symphonie, die anzusehen ihm auch Ferdinand Schubert empfohlen hatte. Daß Schumann diese Symphonie in Wien entdeckt hätte, ist ein Ammenmärchen der Musikgeschichte, vielmehr wurde er darauf aufmerksam gemacht und mit einer Partiturkopie beschenkt. In dem Zusammenhang wird auch gerne übersehen, dass eine Aufführung der Symphonie bereits zu Schuberts Lebzeiten durch das Konservatoriumsorchester der Gesellschaft der Musikfreunde stattgefunden hat und sie – nach dem Zeugnis Joseph Hüttenbrenners – lange vor der so genannten Leipziger Uraufführung in Wien eine vollständige Aufführung erfahren hat, wahrscheinlich an jenem 12. März 1829, für den der Programmzettel eines Concert spirituel die Aufführung einer Symphonie in C-Dur von Franz Schubert nennt, zu deren Identifikation es keine weiteren Hinweise gibt.

Schumann blieb nach seinem halbjährigen Aufenthalt in Wien im Winter 1838/39 mit einigen Funktionären der Gesellschaft in brieflichem Kontakt, erneuerte manche Bekanntschaften bei seinem zweiten Aufenthalt 1846/47 und stand noch zu Lebzeiten mit der Zweiten (1854) und der Ersten Symphonie (1856) auf den Programmen der Gesellschaftskonzerte. Im 1831 eröffneten alten Gebäude und Saal der Gesellschaft der Musikfreunde hat Schumann am 1. Jänner 1847 in einem selbst veranstalteten Konzert, für das ihm der Saal zu vergünstigten Konditionen überlassen wurde, die Wiener Philharmoniker dirigiert für die Aufführung seines a-Moll-Klavierkonzerts (mit Clara am Flügel) und seiner ersten Sinfonie (Sinfonie Nr. 1 B-Dur op. 38, Frühlingssinfonie) fand die Pianistin jedoch mehr Interesse als der Komponist.

Dank der oftmaligen Konzerte Clara Schumanns in Wien – fast immer im Saal der Gesellschaft der Musikfreunde – und der starken Präsenz Schumann’scher Werke in den Programmen der Gesellschaftskonzerte entwickelte sich Wien nach Schumanns Tods zu einem Zentrum der Pflege seines noch lange nicht anerkannten Oeuvres. Nach 1862 hat auch die Anwesenheit Johannes Brahms’ in Wien dazu wesentlich beigetragen. In jeder der drei Saisonen (1872 bis 1875), in denen Brahms die Gesellschaftskonzerte dirigierte, hatte er Werke Schumanns im Programm, zum Teil damals selten gespielte, wie die Fantasie für Violine und Orchester oder die Manfred-Musik.

Bis heute sind der „Große Musikvereinssaal“ und der „Brahms-Saal“ im 1870 eröffneten und kurz „Musikverein“ genannten Gebäude der Gesellschaft der Musikfreunde, nicht zuletzt dank bedeutender internationaler Interpreten, herausragende Pflegestätten Schumann’schen Schaffens.

In Archiv, Bibliothek und Sammlungen der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien befindet sich bedeutendes Dokumentationsmaterial zu Schumanns Leben und Schaffen sowie aus seinem Umkreis, nicht zuletzt zu Clara Schumann. Wichtiges gelangte mit dem Nachlass von Johannes Brahms in diese Bestände. Es sind dies nicht nur Handschriften, sondern auch Bild- und gedrucktes Material, von Programmzetteln bis zu Quellen in Zeitungen und Zeitschriften, aber auch der von Conrad Graf im Jahr 1840 Clara Wieck zur Vermählung geschenkte Flügel, der zum „Hausinstrument“ des Ehepaars Schumann wurde.

Neben zahlreichen Briefen von, über und zu Robert Schumann befinden sich in den nach Möglichkeit laufend ergänzten Beständen des Archivs der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien folgende Musikautographe Robert Schumanns:
 
Davidsbündlertänze, op. 6
Komplettes Autograph
A 281

Erste Seite des ersten Heftes des Autographs der "Davidsbündlertänze" op. 6  (A 281)
Erste Seite des ersten Heftes des Autographs der "Davidsbündlertänze" op. 6  (A 281)

Davidsbündlertänze, op. 6
Erstausgabe mit Korrekturen Robert Schumanns, Stichvorlage für die revidierte Ausgabe
A 282
 
Toccata für Klavier, C-Dur, op. 7
Fragment
A 283
 
Klaviersonate Nr. 1, fis-Moll, op. 11
Entwurf zum 1. Satz mit der Überschrift „Fandango”
Fragment mit weiterführenden Entwürfen und Skizzen
A 283
 
Symphonische Etuden, op. 13
Etuden I, II, IV, V, X, XII und Finale
Unvollständige Kopisten-Abschrift mit Korrekturen und Anmerkungen Robert Schumanns
A 284
 
Klaviersonate Nr. 3, f-Moll, op. 14
Scherzo
Entwurf
A 285
 
Humoreske, op. 20
Entwurf und Skizzen
A 286
 
Humoreske, op. 20
Autographe Niederschrift des ersten Teils (T. 1-37)
A 287
 
Klaviersonate Nr. 2, g-Moll, op. 22
Ursprünglicher Schlusssatz: Presto
Komplettes Autograph
A 288
 
Scherzo, Gigue, Romanze und Fughette, op. 32
Fughette
Komplettes Autograph
A 286 b
 
Ouvertüre, Scherzo und Finale für Orchester, E-Dur, op. 52
Komplettes Autograph
A 289
 
Drei Gesänge, op. 95
Nr. 1 komplettes Autograph, Nr. 2 Entwurf und Skizzen, Nr. 3 unvollständige autographe Niederschrift
A 290
 
Bunte Blätter, op. 99
Nr: 6
Komplettes Autograph
A 286 a
 
Ouvertüre zu Schillers „Die Braut von Messina“ für großes Orchester, c-Moll, op. 100
Komplettes Autograph
A 291
 
Symphonie Nr. 4, d-Moll, op. 120
Erste Fassung
Komplettes Autograph
A 292

Letzte Seite der autographen Partitur der Sinfonie Nr. 4 op. 120, Erste Fassung, datiert: September 1841 (A 292)
Letzte Seite der autographen Partitur der Sinfonie Nr. 4 op. 120, erste Fassung, datiert: September 1841 (A 292)

Albumblätter, op. 124
Nr. 1 und 2
Komplettes Autograph
A 286 a
 
Konzert-Allegro mit Introduktion, d-Moll, op. 134
Skizzen
A 293
 
Vom Pagen und der Königstochter, op. 140
Textbuch
Autograph
A 296
 
Scenen aus Goethes Faust, WoO 3
Klavierauszug zu zwei Händen
Teilautograph, geschrieben von Carl Gottschalk (Chorsatz sowie Teile der Klavierstimme), Clara Schumann (Teile der Klavierstimme) und Robert Schumann (Titeleien und Klavierstimme der 2. Abteilung)
A 294
 
Soldatenlied, WoO 6
Komplettes Autograph
A 290 a
 
Variationen Es-Dur über ein eigenes Thema F 39
Kopistenabschrift [Wilhelm Bayrhoffer] mit Korrekturen, von denen einige von Schumann selbst stammen dürften
A 297 a
 
Polonaisen für Klavier, G 1
Komplettes Autograph
A 297
 
Kanon über den Namen „Bezeth“, N 6
Komplettes Autograph
A 290 a
 
Abschriften von Motetten von Giovanni Pierluigi da Palestrina, Felice Anerio und Tomas de Luis Vittoria in einem zweizeiligen Klaviersatz, O 9
Komplettes Autograph
A 295
 
Beginn eines Klavierstücke mit der Überschrift „Etude“
Autograph
A  288
 
Nicht identifizierte Skizze, wohl für Klavier
Autograph
A 283
 
Zwei nicht identifizierte Fragmente für Klavier
Autograph
A 290 a

(Otto Biba)

 

 

2012 200. Geburtstag der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien

Blick in den großen Saal „der goldene” des Musikvereins
Blick in den großen Saal ("der goldene) des Musikvereins

Die Gesellschaft der Musikfreunde in Wien feierte am 29.11.2012 ihren 200. Geburtstag. Gefeiert wurde natürlich im eigenen Haus, im 1870 nach Plänen von Theophil Hansen fertig gestellten Wiener Musikverein. Das Programm des von Nikolaus Harnoncourt dirigierten Festkonzerts am 28.11.2012 (wiederholt am 29.11.) war exakt das Programm des Eröffnungskonzerts vor 200 Jahren: Georg Friedrich Händels "Timotheus oder Die Gewalt der Musik" in der Mozart-Bearbeitung.

Weitere Glanzpunkte der Geburtstagsfeierlichkeiten und Würdigungen zum Geburtstag waren die von Prof. Dr. Otto Biba und Dr. Ingrid Fuchs, Direktor und Stellv. Direktorin von Archiv, Bibliothek und Sammlungen des Musikvereins kuratierte Ausstellung ("Hier wird vorsätzlich Musik emporgebracht") und ein von den beiden organisiertes Symposium "200 Jahre Gesellschaft der Musikfreunde in Wien" (Musikverein, Steinerner Saal, 28.11.-1.12.2012).

http://kurier.at/kultur/musik/
http://relevant.at/kultur/musik/
http://diepresse.com/home/kultur/klassik/

(I.B.)