Fono Forum 12/06 zur Einspielung der Klaviertrios von Robert Schumann durch das Hyperion Trio
Ensemble-Kraft
Es ist immer ein Risiko, mit Schuberts B-Dur-Trio zu beginnen. Geht das schief, ist der Rest, egal was kommt, nur noch halb so interessant. So darf man also gespannt sein, wie das Hyperion-Trio mit diesem 1836 erstmals veröffentlichten Werk umgeht. Es bildet den Auftakt zu einer vier CDs umfassenden Box, die den Klaviertrios Robert Schumanns gewidmet ist und Werken, die mit ihm in direktem und indirektem Zusammenhang stehen: Trios von Mendelssohn, Brahms, Liszt und Clara Schumann.
Zurück zu Schubert. Den Kopfsatz nimmt das Hyperion-Trio rüstig, zielsicher, entschlossen. Hier dominiert eine Form von Größe, die sich nicht in vordergründigen Pomp auswächst und die von einem wundervollen, wie erschrocken einfallenden Pianissimo abgelöst wird. Das Andante ist ein großartiges, fast zehnminütiges Geheimnis, diskret, tief, durchdacht und erfühlt. Überhaupt ist diese Aufnahme in ihrer Konstanz ein gelungener Wurf. Man hört Espressivo-Studien, die mit Umsicht in Zaum gehalten werden, die aber nirgends an Spontaneität einbüßen. Oft vermittelt sich diese Expressivität auf eine sympathisch diskrete Weise. Scherzo und Finale des ersten Brahms-Trios etwa könnte man sich zwar durchaus rustikaler vorstellen, doch das Ensemble hat sich für eine ganz eigene, zurückgenommene und quasi nach innen gekehrte Lesart entschieden. Ohnehin würde man dem Trio insgesamt mehr Mut zu Fortissimo und zu risikovollerem, „schmutzigerem“ Spiel wünschen. Allerdings: Der Begriff „Spiellust“ wird trefflich ausgelebt, mit einer jederzeit klaren Artikulation, mit grandios souveränem Zusammenspiel und einer aufs Feinste abgestimmte Dynamik. Das natürliche, räumliche Klangbild und das pralle Booklet runden den positiven Eindruck ab.
Christoph Vratz
Musik: ****
Klang: *****
R. Schumann, Klaviertrios; Werke von C. Schumann, Schubert, Mendelssohn, Brahms, Liszt; Hyperion-Trio (2004/05)
Thorofon/Klassik-Center 4 CD 2533 (263’)