1850–1857 Düsseldorf

Mit hochgespannten Erwartungen siedelte das Ehepaar Schumann im Dezember 1850 nach Düsseldorf über, wo Robert eine Stelle als Städtischer Musikdirektor angenommen hatte. Er und Clara wurden mit Achtung und Respekt empfangen, hatten allerdings zunächst Probleme bei der Wohnungssuche. Die erste Wohnung Ecke Allee-/Grabenstraße war teuer, unbequem und laut, so dass Robert nicht komponieren konnte. Clara wurde von unpünktlichen und groben Handwerkern geplagt.
Der erste Wohnsitz der Familie Schumann in Düsseldorf
Ecke Alleestraße/Grabenstraße (heute: Heinrich-Heine-Allee 44), der erste Wohnsitz der Familie Schumann in Düsseldorf. Die alte Postkarte ist untertitelt: Wohnhaus d. Componisten Schumann (Abb.: Stadtarchiv Düsseldorf)

Im Juli 1851 zog die Familie in eine schöne, große Wohnung in die Königsallee um, die man jedoch im April 1852 wieder verlassen musste. Nach einem Interim in der Herzogstraße fand sich endlich die großzügig geschnittene Wohnung in der Bilker Straße, in der Clara ein eigenes Arbeitszimmer hatte, das weit genug von dem Roberts entfernt lag, so dass sie Klavier üben konnte, ohne ihn zu stören. Endlich fand sie auch wieder Zeit zum Komponieren. Bereits am Ende der ersten Konzertsaison war es zu Spannungen mit dem Musikverein gekommen. Zwar unterstützte Clara ihren Mann bei der Probenarbeit, doch zeigte sich immer mehr dessen Überforderung durch das Dirigentenamt.

Letzte gemeinsame Wohnung von Clara und Robert Schumann
Bilker Straße 15: Letzte gemeinsame Wohnung von Clara und Robert Schumann (Abbildung: Stadtarchiv Düsseldorf)

Clara selbst konzertierte in Düsseldorf und den umliegenden Städten und erhielt positive Kritiken, sie versammelte einen Kreis von Schülerinnen um sich, die von Weimar, Braunschweig, Hamburg und anderen Städten nach Düsseldorf kamen, um von ihr unterrichtet zu werden. Der Freundeskreis des Ehepaars bestand ähnlich wie in Dresden aus Malern, Ärzten und Historikern. In Düsseldorf kamen die beiden jüngsten Schumann-Kinder, Eugenie und Felix, zur Welt. Im Laufe des Jahres 1852 verschlechterte sich Schumanns Gesundheitszustand. Zwar dirigierte er im Mai 1853 noch einmal beim Niederrheinischen Musikfest ein Konzert, doch im November 1853 erklärte der Vorstand des Musikvereins, Schumann solle nur noch seine eigenen Werke dirigieren. Daraufhin gab dieser seine Stellung de facto auf (als Nachfolger wurde erst 1855 Julius Tausch bestellt) und brach mit Clara zu einer Konzertreise nach Holland auf. Zuvor – am 30. September 1853 – war es zu jener denkwürdigen Begegnung mit dem jungen Johannes Brahms gekommen, der sich auf Empfehlung seines Freundes Joseph Joachim bei den Schumanns einfand. Auf Schumann machte diese Begegnung einen ungeheuren Eindruck, er schrieb seinen enthusiastischen Aufsatz Neue Bahnen und setzte sich bei Leipziger Verlagen für die Kompositionen des jungen Komponisten ein. Im Februar 1854 beging er einen Selbstmordversuch und wurde auf eigenen Wunsch in die Nervenheilanstalt des Dr. Franz Richarz in Bonn-Endenich eingeliefert. Zu diesem Zeitpunkt war Clara hochschwanger; Felix kam im Juni 1854 zur Welt, ohne dass der Vater ihn je sah. In den folgenden zwei Jahren wurde Johannes Brahms für Clara zu einer unentbehrlichen Stütze, zum Tröster und Freund, der Schumann mehrfach in der Anstalt besuchte und sich in Düsseldorf um den Haushalt und die Kinder kümmerte, wenn Clara verreist war. Die Pianistin nahm ihre Konzertreisen wieder auf, um für den Unterhalt der Familie aufzukommen. Besuche bei ihrem Mann waren ihr verboten, sie sah ihn erst 2 Tage vor seinem Tod wieder.

Letzte Düsseldorfer Wohnung von Clara Schumann
Poststraße 1315 (heute: Poststraße 25). Letzte Düsseldorfer Wohnung von Clara Schumann, von ihr nach der Einlieferung ihres Mannes in die Heilanstalt bezogen. (Abbildung: Stadtarchiv Düsseldorf)

Danach musste Clara Schumann die Dienstwohnung verlassen und zog mit den Kindern in die Poststraße um. Am 1. Oktober 1857 verließ sie Düsseldorf und schloss damit eine Lebensperiode ab, die hoffnungsvoll begonnen, jedoch zu tiefstem Schmerz und Verzweiflung geführt hatte. Mit 36 Jahren stand Clara Schumann als Witwe mit sieben Kindern allein da und musste den Verlust ihres über alles geliebten Mannes bestehen.

(Julia M. Nauhaus)