Clara Schumanns Konzertreisen
1831–1839: die Zeit, in der ihr Vater Friedrich Wieck ihren Ruhm als Virtuosin aufbaute und festigte. Clara Wiecks wandelte sich vom Wunderkind zur anerkannten jungen Künstlerin,
die gleichberechtigt neben den berühmtesten Pianisten der Zeit wie Sigismund Thalberg, Adolph Henselt oder Franz Liszt genannt wurde.
1840–1854: die Zeit ihrer Ehe, in der ihre Konzerttätigkeit eingeschränkt war, sie aber auch gemeinsame Konzertreisen mit ihrem Mann Robert unternahm (Holland, Rußland). 1854–1891: die Konzertkarriere der „Madame (bzw. „Frau Dr.“) Schumann“, die zur bedeutendsten Pianistin des 19. Jahrhunderts wurde und das Musikleben ihrer Zeit prägte wie kaum ein anderer Musiker – schon aufgrund der Tatsache, dass sie mehr als 60 Jahre lang auf der Bühne stand.
Clara Schumanns Programmgestaltung veränderte sich im Laufe der Zeit; ab 1840 nahm sie fast keine der brillanten Virtuosenstücke von Pixis oder Herz in ihre Konzerte auf, die sie zuvor gespielt hatte. Die Säulen ihres Repertoires waren nun Werke von Beethoven, Bach, Schumann, Mendelssohn, Chopin und Schubert. Sie wurde damit für Pianisten wie Hans von Bülow oder Anton Rubinstein in den 1860er und 1870er Jahren vorbildlich. Auf ihrer vierten Englandreise gelang ihr dort im Jahr 1865 der endgültige Durchbruch; viele Werke von Beethoven, Schumann, Brahms oder Schubert führte sie in London und anderen englischen und schottischen Städten zum ersten Mal öffentlich auf. Für das russische Musikleben waren ihre Interpretationen ebenfalls bedeutsam: Auf ihrer zweiten Rußlandreise 1864 konnte Clara Schumann den Pianisten Anton Rubinstein und den Komponisten Pjotr Tschaikowski für Robert Schumanns Musik, für die sie sich jahrzehntelang vehement einsetzte, begeistern. In den ersten Jahrzehnten ihrer Karriere hatte ihr Vater die Konzertorganisation in der Hand gehabt – Säle mußten gemietet, behördliche Genehmigungen eingeholt, weitere Künstler zur Mitwirkung gewonnen, Konzertzettel und Eintrittskarten gedruckt und Werbung gemacht werden. Später war Clara Wieck-Schumann ihre eigene Konzertmanagerin, unterstützt von ihren Töchtern und dem weitgespannten Netz von Freunden und Verehrern quer durch Europa. England machte eine Ausnahme; dort organisierten Agenturen die Konzerte. Die Reisen erfolgten zunächst per Kutsche, ab den 1840er Jahren mit der Eisenbahn. Die erhöhte Reisegeschwindigkeit brachte eine höhere Konzertfrequenz mit sich. So pendelte die Pianistin oft mehrmals zwischen den Städten hin und her, beispielsweise zwischen Mitau und Riga oder Rotterdam, Utrecht und Den Haag. Manchmal folgten die Auftritte kurz hintereinander, im Abstand von ein oder zwei Tagen. Neben den offiziellen Konzerten spielte Clara Schumann zudem in Privatkreisen.
Ab 1873 musste die Pianistin das Konzertieren aufgrund gesundheitlicher Probleme wie ihres zunehmenden Rheumatismus, Arthritis sowie Gehörproblemen einschränken. Bei ihren Englandreisen ab 1876 trat sie nur noch in London auf und reiste nicht mehr in andere Städte wie sie es zuvor oft getan hatte. Auf inständiges Bitten ihrer Verehrer trat sie 1888 die letzte Reise (es war die 19.) nach London an und verabschiedete sich vom dortigen Publikum mit Schumanns Carnaval. Ihr letztes öffentliches Auftreten fand am 12. März 1891 in Frankfurt/Main statt, aber bis zu ihrem Tod unterrichtete sie, hörte Musik und spielte selbst Klavier.
Im folgenden sind in der Regel nur die Konzerte aufgenommen, die Clara Wieck-Schumann auf ihren Konzertreisen gegeben hat, NICHT jedoch diejenigen an ihren jeweiligen Wohnorten. Daher fehlen in der Liste ihr Debut in Leipzig am 20. Oktober 1828 im Gewandhaus sowie ihr letzter öffentlicher Auftritt in Frankfurt/Main
(Julia M. Nauhaus)
[ Konzertliste ]