Schumannlieder mit Ritterbusch und Odinius in Bonn

Kölnische Rundschau, 15.09.2006

Die "Nothelferin" glänzte mit schöner Stimme

Kurzfristige Umbesetzung beim Liederabend im Kammermusiksaal

BONN. Gibt es eigentlich Probleme, die Ilona Schmiel nicht gelöst bekommt? Simone Nold, die urprüngliche Protagonistin des Schumann-Abends am Mittwoch im Kammermusiksaal, fiel plötzlich aus. Innerhalb von Stunden fand die Intendantin des Beethovenfestes als "Nothelferin" Sabine Ritterbusch. Dass die Sopranistin gerade einen Meisterkurs just mit Schumann-Liedern gibt, zeugt von veranstalterischem Wissen.

So begann dieser Abend mit dem wohligen Eindruck, dass das Festival nach wie vor in den richtigen Händen ist. Sabine Ritterbusch komplettierte das Trio mit dem Tenor Lothar Odinius und dem Pianisten Burkhard Kehring nicht einfach nur als Ersatz. Ein bisschen hat sie sich begreiflicherweise zu Beginn der "Myrthen" op. 25 noch hineinfinden müssen in die Situation, um dann umso schöner fortzusetzen. Eine ihrer Stärken ist neben der besonders in den Höhen schön klar geführten Stimme ihr gestalterisches Geschick im Umgang mit Sprache, bei Schumanns sorgfältiger Dichter-Auswahl vielleicht das elementarste Kriterium. Ergänzt hat sie sich hierin harmonisch mit dem sicheren Textverständnis, das Lothar Odinius zuerst in der "Tragödie" op. 64,3 und dann in den Heine-Liedern op. 24 dokumentierte.

Auch er verfügt über ein ausgesprochen schönes Material, mit strahlender Höhe und dazu für einen Tenor erstaunlich leuchtenden Tiefen. Gewöhnen mussten die Zuhörer sich allerdings an seinen etwas laut Operntonfall im "Schiffmann"-Lied aus op. 24, unter dem die Piano-Nuancen der nachfolgenden Lieder ein wenig litten. Dafür belohnte Odinius alle Anwesenden mit tiefem Ausdruck. (jz)


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