Angelika Kirchschlager singt Schumann in Linz 2
Für zwei Stunden in eine bess're Welt entrückt
Unvergesslicher erster Liederabend des Salzburger Gesangsstars Angelika Kirchschlager im ausverkauften Linzer Brucknerhaus
Von Georgina Szeless
Ob es zu Hause nicht doch einer ihrer besten Liederabende war, entgegen ihrer Aussage im gestrigen Volksblatt, ist schwer zu sagen. Eine Steigerung ist jedenfalls kaum vorstellbar. Die Salzburgerin Angelika Kirchschlager, in der ganzen Welt gefeiert, sang erstmals im Brucknerhaus. Das Publikum lechzte nach einer Linzer Begegnung und füllte den Großen Saal (bei Balkonsperre) bis auf den letzten Platz.
Jedes Wort erfühlt und mit Deutung versehen
Was macht das Außergewöhnliche dieser Künstlerin aus? Sicher ihre umwerfende Natürlichkeit, unbefangene Art und Selbstverständlichkeit, mit der sie den heiklen Anspruch der sensibel-intimen Lied-Sparte abtastet. Und in dieser Aufgabe, ohne Bühne und Kostüm das Geschehen über die Rampe zu bringen, geht sie völlig auf.
Mehr noch: Nur sie konnte es sich leisten, zwei Stunden lang nur die Lieder-Fürsten Robert Schumann und Franz Schubert zu singen und aus dem jeweiligen Inhalt persönliche Rollen herauszufiltern. Klugerweise wählte sie dazu oft Lieder nach Texten unbekannter Dichter.
Dabei können es Stimme und Technik nicht allein sein, dass jedes Wort erfühlt wird und seine eigene Deutung bekommt! Die totale Verschmelzung von Sprache und Musik bestimmt ihre Ausdrucksnuancen, aus den weichen Übergängen lyrischen Charakters bricht sie nie aus in ein aufdringliches Forte.
Welche Beispiele ihrer perfekten Vortragskunst, weit entfernt von bloßer Perfektion, sollte man da anführen? „Die Soldatenbraut“, „Die Löwenbraut“, „Stille Trä nen“ oder „Das Abendlied“ von Schumann oder von Schubert: „Bei dir allein“, Wiegenlied“, „Sehnsucht“ oder das schelmisch servierte, mit Sonderapplaus bedachte „Echo“. Oder die drei Zugaben, mit denen Frau Kirchschlager bei „ihren“ Komponisten blieb?
Helmut Deutsch am Flügel erfühlte und fühlte auf unvergleichliche Art alle Emotionen mit der Sängerin.
Die Begeisterung ihrer Zuhörer war schwer einzubremsen. Und als am Schluss das ohne jede Dramatik gesungene „An die Musik“ erklang, wurde für alle deutlich spürbar, dass sie dieser traumhafte Abend für zwei Stunden in eine bessere Welt entrückt hat. Danke, danke, danke und bitte um ein weiteres Linzer Wiedersehen!
Diesen Artikel finden Sie in der Ausgabe "Neues Volksblatt"
vom Freitag den 26. Januar 2007
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