Leichte Moll-Töne
Das Orchester
Zeitschrift für Orchesterkultur & Rundfunk-Chorwesen
Juli/August 2007
Seite 54-55
SUHL
Pianist Franz Vorraber verleiht Suhler Philharmoniekonzert eine besondere Note
„Moll-Töne“ hat sich die Thüringen Philharmonie Gotha-Suhl ins Programm geschrieben, weil die Stücke des Abends gänzlich in Moll-Tonarten komponiert wurden. Wer denkt da nicht an elegische, romantische und klebrig schwere Klänge? … Doch Moll muss nicht immer so sein. Spätestens als der österreichische Pianist Franz Vorraber mit kräftigen Akkorden die Einleitung von Schumanns Konzert für Klavier und Orchester a-Moll spielt, sind die schweren Gedanken verflogen.
Mit Franz Vorraber haben sich Alun Francis und die Thüringen Philharmonie Gotha-Suhl nicht irgendeinen Pianisten eingeladen, sondern einen, der sich auskennt im Klavierwerk des Romantikers Robert Schumann. Er war es, der vor einiger Zeit an zwölf Abenden alle Stücke für Klavier aus der Feder dieses Komponisten spielte und diesen Marathon später auch noch auf CD pressen ließ. Die großen Feuilletons der Nation waren voll des Lobs ob dieser Leistung. Würde sich ein Stück davon auch bei einem Konzert in Suhl zeigen, bei dem „nur“ das Klavierkonzert gespielt wird?
Dem ist eine Gleichbehandlung von Solist und Orchester inhärent. Wer sich da als Pianist in den Vordergrund spielt, hat das Prinzip des Wetteiferns zweier gleichberechtigter Partner nicht verstanden. Bei diesem Konzert komme es zu einer „musikalischen Vereinigung auf höchstem Niveau“, wie ein kluger Mann in einem klugen Konzertführer schreibt.
Schon nach den ersten Akkorden des ersten Satzes versteht man, was damit gemeint ist. Franz Vorraber und die Holzbläser der Thüringen Philharmonie lassen sich ganz aufeinander ein, ja der Solist tritt an den Stellen fast ganz zurück, an denen Schumann der Bläser-Fraktion mehr Klangreichtum in die Notenzeilen geschrieben hat. Dennoch wirkt alles, was er spielt, sehr virtuos.
… Die musikalischen Bögen im dritten Satz nehmen Vorraber und Orchester großartig. Die Töne gleiten beim Solisten wie an Perlenschnüren hinab, das ist einfach gut und man wünscht sich, dass der Flügel mehr als bloß 88 Tasten hätte.
… Leise ist … das Eröffnungsstück des Abends. Im tiefsten Neben der finnischen Unterwelt zieht Der Schwan von Tuonela, den Jean Sibelius in Töne gesetzt hat, seine Runden. Das Englischhorn setzt die mystische und geheimnisvolle Szenerie fort, mit der Chefdirigent Francis das Stück begonnen hat.
Das Instrument mit der ganz besonderen Klangfarbe hat seinen Auftritt auch … im zweiten Satz von César Francks einziger Symphonie in d-Moll. … Gewaltig ist die Bass-Fraktion von Streichern und Bläsern. Mit wirkungsvollen Ritardandi, … gewaltigen Crescendi … und großen Akzenten gelingt Alun Francis eine Interpretation, die über das Publikum hinwegfegt und noch lange in Erinnerung bleiben dürfte. Dem Orchester, das ist deutlich zu spüren, liegt diese große und mächtige Musik, die aber etwas von ihrer Gesamtheit einbüßt, wenn die Blechbläser fortissimo spielen.
Von den Streichern ist dann kaum noch etwas zu hören. …
Stefan Reisner
(Freies Wort, Suhl)
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