Liebesfrühling - Minnespiel - Wilhelm Meister Lieder.

Robert Schumann.

Thomas Bauer (Baritone), Susanne Bernhard (Soprano), Uta Hielscher (Piano).

Naxos,2005
8.557074

Mit dieser Einspielung legt Thomas Bauer bei Naxos die zweite CD der geplanten Serie mit sämtlichen Liedern Schumanns vor. Während die erste Folge den Liederkreis op. 24 und die Dichterliebe op. 48 beinhaltete, interpretieren der Bariton Thomas Bauer und die Sopranistin Susanne Bernhard, am Klavier begleitet von Uta Hielscher, nun Schumanns Vertonungen 12 Gedichte aus Rückerts Liebesfrühling op. 37, Lieder und Gesänge aus Goethes Wilhelm Meister op. 98a sowie die Sologesänge aus Friedrich Rückerts Minnespiel op. 101.

Nach seiner Verheiratung hatte Schumann zu Anfang des Jahres 1841 einen gelungenen Einfall: "Die Idee, mit Klara ein Liederheft herauszugeben, hat mich zur Arbeit begeistert. Vom Montag bis Montag [ ...] sind so 9 Lieder a.[us] d.[em] Liebesfrühling v.[on] Rückert fertig geworden, in denen ich denke "wieder einen besonderen Ton gefunden zu haben." Die daraus entstandene Sammlung op. 37 umfasst in ihrer gedruckten Form insgesamt zwölf Lieder, von denen Clara Schumann drei komponierte. Fast neun Jahre später griff Schumann in seinem Minnespiel op. 101 nochmals auf Rückerts Zyklus Liebesfrühling zurück.

Die berühmte Figur der Mignon aus Goethes 1795 veröffentlichtem Bildungsroman Wilhelm Meister stand Pate für unzählige Vertonungen der Komponisten aller Generationen. Wilhelm, der Hauptprotagonist, kauft in dieser Geschichte einer Gruppe von Seiltänzern, Gauklern und Springern das androgyne und ebenso geheimnisvolle wie fremdartige Kind ab. Mignon ist ein naives Geschöpf, das sich nur in einer Körpersprache und in Liedern äußert.

Es bringt die märchenhafte Aura in Goethes Roman. Die Weisen der Mignon bezeugen ihre unbedarfte Existenz, ihre Sehnsucht nach Italien und der Liebe. Schon immer faszinierte dieses Sujet zahlreiche Künstler und inspirierte vor allem Komponisten zu Vertonungen. Schumann widmete den lyrischen Einsprengsel der Goethe-Vorlage seinen Zyklus mit Liedern und Gesängen op. 98a.

Schön ist, auf der vorliegenden CD den wohl erfolgreichsten Liebeszyklus der Biedermeierzeit vereint zu sehen mit einem der berühmtesten Romane des "Sturm und Drang". Als ebenso anregend empfindet man durch diese gelungene Zusammenstellung jene typischen Merkmale des schumannschen Liedschaffens der frühen wie der späteren Zeit verbunden und im gleichen Maße gegeneinander abgegrenzt. Die gewandelte Behandlung der Singstimme - deklamatorische und rezitativische Elemente aus Schumanns zwischenzeitlich erlangten Erfahrungen mit Oper und Oratorium spielen hier eine Rolle - wird von den Interpreten hörbar herausgearbeitet. Unterschiedliche Stimmungsakzente eines jeden Liedes können durch die Sänger überzeugend vermittelt werden, getragen und unterstützt nicht zuletzt durch die einfühlsame Begleitung der Pianistin.

Hingewiesen sei in diesem Zusammenhang auf zwei ältere, ebenfalls bei Naxos erschienene Einspielungen, die immer noch empfehlenswert sind:

Zum einen die wirklich hörenswerte, 2004 vom Pianisten
Bernd Glemser vorgelegte Aufnahme der Symphonischen Etüden op. 13 und der C-Dur-Fantasie op. 17 (Naxos, 8.557673).
Der in Sachen Schumann durchaus kompetente Glemser fügt hier die fünf "Variationen" aus dem erst 1873 von Johannes Brahms veröffentlichten "Anhang" zu op. 13 sinnvoll in die Abfolge der Erstausgabe von 1837 ein und erzielt so ein überzeugendes Gesamtbild. Auch die ebenso leidenschaftlich-energische wie lyrisch-getragene Fantasie op. 17, deren technische Anforderungen bekanntermaßen erheblich sind, vermag Glemser klangschön zu interpretieren.

Zum anderen eine 2005 erschienene Aufnahme des 1982 in Tokyo geborenen Kotaro Fukuma, der - neben vielen anderen Auszeichnungen - 2003 den 1. Preis des renommierten Cleveland International Piano Competition gewann. Der junge Pianist interpretiert auf vorliegender CD (Naxos, 8.557668) Schumanns Abegg-Variationen op. 1, die Novelletten op. 21 sowie die Drei Fantasiestücke op. 111, wobei er sich den geforderten technischen wie auch ausdrucksmäßigen Bedingungen durchaus gewachsen zeigt.

(Irmgard Knechtges-Obrecht)

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