Clara Schumann – Robert Schumann

Clara und Robert Schumann

Wolfram Lorenzen, piano
München: Troubadisc Musikproduktion, 2010
LC 6206, TRO-SACD 01435

Eine weitere SACD in hochwertiger Hybrid-Multichannel-Technik mit Klavierwerken von Robert und nun auch Clara Schumann legt Wolfram Lorenzen beim Label Troubadisc zum Jubliäumsjahr 2010 vor. Die von Clara Schumann ihrem Mann zum Weihnachtsfest 1841 überreichte, aus „Allegro“ und „Scherzo“ bestehende Sonatine er-weiterte sie später um zwei Sätze zur Klaviersonate g-moll. In dieser Gestalt wurde das Werk erst 1989 in Zwickau uraufgeführt und von Gerd Nauhaus veröffentlicht. Wolfram Lorenzen umrahmt es auf seiner CD mit Robert Schumanns Abegg- Variationen op. 1 und den Novelletten op. 21. Eine auf den ersten Blick ungewöhnliche Kombination, die aber bei näherem Hinhören durchaus reizvolle Aspekte bietet. Das rauschend-schwungvolle Variationenwerk über die Töne A-B-E-G-G, Schumanns Erstling, mit dem er sich an die Öffentlichkeit traut, zeigt einmal mehr seine Vorliebe für ebenso geheimnis- wie effektvolle Buchstabenspielereien. Jene als Tonbuchstabenlieferantin angegebene Widmungsträgerin seines Opus 1, „Mademoiselle Pauline Comtesse d’Abegg“, scheint es nämlich in der Realität nicht gegeben zu haben. Möglicherweise meint Schumann die bildhübsche, aber bürgerliche Kaufmannstochter Meta Abegg aus Mannheim, die er auf einem Ball kennenlernte. über die Art seiner Beziehungen zu der jungen Dame lässt er uns im Ungewissen, bereichert die Musikwelt in jedem Fall aber um eine großartige Komposition.

Wolfram Lorenzen findet in seiner Interpretation gerade den passenden Stil: technisch bravourös, aber dennoch mit aller gebotenen Leichtigkeit.Mit großer Experimentierfreude nähert sich Clara Schumann in ihrer Klaviersonate g-moll der mehrsätzigen zyklischen Form. Neue Formkonzepte und eine veränderte Bedeutung des thematisch-motivischen Materials führen zu einem bemerkenswerten Werk, dessen Qualitäten auch der gestrenge Ehemann positiv herausstrich. Nur das anmutig-tänzerische „Scherzo“ wurde zu Lebzeiten der Komponistin veröffentlicht und erfreute sich hoher Beliebtheit. Auch hier findet Lorenzen einen angemessenen Stil: einfühlsam, die subtil geformten Strukturen transparent nachzeichnend und klangschön.

Da begeistert insbesondere das als veritabler Kehraus angelegte Schluss-Rondo! Die Novelletten op. 21 sind ein weiteres Beispiel für Schumanns Freude an Chiffren, Anagrammen und Wortspielereien. „. . .weil du Clara heißest und Wiecketten nicht gut genug klingt“, begründet er seiner Braut Clara Wieck gegenüber den in Anlehung an die englische Sängerin Clara Novello geschaffenen Titel. Die Novello machte in der Saison 1837/38 in Leipzig Furore, insbesondere mit ihren Händel-Interpretationen, und beeindruckte Schumann sehr. In einem geschickten Kunstgriff bezieht sich Schumann aber gleichzeitig auf die literarische Gattung der Novelle, durch deren Diminutiv er den wohl deutlichsten Hinweis auf den erzählenden Charakter der acht Klavierstücke gibt.

Hier kann der Pianist aus dem Vollen schöpfen: glanzvoll-virtuose Passagen, die höchstes technisches Können erfordern, stehen neben lyrisch-getragenen, in denen Kantabilität und Ausdruckstiefe gefragt sind. Wolfram Lorenzen arbeitet in allen Stücken die gefragten Aspekte adäquat heraus, das besondere technisch hochwertige Aufnahmeverfahren verleiht Brillanz und Klarheit darüber hinaus den letzten Schliff.
(Irmgard Knechtges-Obrecht)

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