3 Notenausgaben von Henle 2009

Robert Schumann
Allegro h-moll Opus 8.
Hrsg. v. Ernst Herttrich. Fingersatz von Klaus Schilde.

ISMN: M-2018-0480-4
München: G. Henle Verlag, 2009

Robert Schumann.
Klaviersonate f-moll Opus 14 mit Frühfassung: Concert sans Orchestre.
Hrsg. v. Ernst Herttrich. Fingersatz von Hans-Martin Theopold.

ISMN: M-2018-0346-3
München: G. Henle Verlag, 2009

Robert Schumann.
Nachtstücke Opus 23.
Hrsg. v. Ernst Herttrich. Fingersatz von Walther Lampe.

ISMN: M-2018-0104-9
München: G. Henle Verlag, 2009

Mit diesen Ausgaben setzt der als sorgfältiger Editor bekannte Ernst Herttrich seine Reihe mit Klavierwerken Robert Schumanns im Henle-Verlag fort und wählt dafür drei technisch höchst anspruchsvolle Kompositionen, die aus unterschiedlichen Gründen jedoch nicht unbedingt zu den populärsten gehören.

Bei dem seiner kurzzeitigen Verlobten Ernestine von Fricken gewidmeten Allegro op. 8 wagt sich Schumann auf das Gebiet der klassischen Sonatenform. Ursprünglich wohl als Kopfsatz einer verschollenen Klaviersonate in h-moll geplant, erscheint das 1834 gedruckte Allegro als regelrechter Sonatensatz mit Exposition, Durchführung und Reprise. Da sowohl Schumanns vollständiges Autograph als auch die Stichvorlage verschollen sind, stützt sich Herttrich überwiegend auf den bei Robert Friese in Leipzig erschienenen Erstdruck sowie einen vermutlich 1842 erfolgten Neustich. Insbesondere die erste Ausgabe ist äußerst fehlerhaft,
was – wie auch die mangelnde Verbreitung des Werkes – damit zusammenhängt, dass Friese Buchverleger war und keine Kontakte zu Musikalienhändlern hatte.

Schumanns Concert sans Orchestre von 1836 wurde in seiner zweiten Fassung von 1853 zur Klaviersonate Nr. 3, der Grande Sonate in f-moll. Beide Versionen tragen die Opuszahl 14 und sind dem Komponistenkollegen Ignaz Moscheles gewidmet. Hier nun ist Schumann in der Hauptgattung der Wiener Klassik bereits zuhause. Ursprünglich sah er sogar eine fünfsätzige Sonatenform vor, wovon ein durch Schumann gestrichenes, erst posthum 1866 von Johannes Brahms veröffentlichtes Scherzo zeugt, dass in vorliegender Ausgabe als Anhang wiedergegeben wird. Das gesamte Werk ist durchzogen von einem Andantino de Clara Wieck, zu der sich Schumanns Beziehung zur Entstehungszeit zunehmend intensivierte. Dieses Motiv bildet auch die Grundlage für den Variationensatz, aus dem zwei ausgeschiedene und zu Lebzeiten Schumanns nicht publizierte Variationen ebenfalls im Anhang der vorliegenden Edition erscheinen. Herttrich legt verdienstvollerweise in diesem umfangreichen Band beide Versionen von op. 14 vor, schlüsselt dabei die komplizierte Entstehungsgeschichte sowie das Verhältnis der einzelnen Quellen zueinander gründlich und überzeugend auf.

In seinen eigentlichen Bereich des Charakterstückes kehrt Schumann mit den Nachtstücken op. 23 zurück, dabei eine aus der Kunsttradition kommende und in den Bereich der Literatur übernommene Form adaptierend. „Leichenphantasie“ nannte Schumann seine Stücke aus nahe liegenden biographischen Gründen zunächst, die er auch mit einzelnen, in diesen Rahmen passenden Titeln versah (sein Bruder Eduard in Zwickau lag zu jener Zeit im Sterben). Beides wurde im später erfolgten Druck fortgelassen, beeinflusste aber dennoch die Rezeptionsgeschichte der Stücke, zu denen kein ausreichendes autographes Material vorliegt. So greift Herttrich auch in diesem Fall für seine Neuedition auf die Erstausgabe als Hauptquelle zurück.

Sämtliche Quellen werden von Herttrich berücksichtigt und weitgehend sinnvoll in den vorliegenden Notentext eingearbeitet. Ungenaue oder fehlerhafte Stellen werden benannt und nur sehr behutsam geändert. Die schlüssig formulierte Begründung für den hergestellten Notentext ist in jeder Hinsicht einleuchtend. Im Ergebnis legt Ernst Herttrich wieder höchst sorgfältig und angemessen
gemachte und informativ kommentierte Ausgaben vor, in denen auch Entstehungs- und Druckgeschichte ausreichend dokumentiert sind.
Zum daraus Spielen UND darin Lesen schön!



Sämtliche Besprechungen von Irmgard Knechtges-Obrecht

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