DAS ORCHESTER zu "Zwischen Poesie und Musik

Buchbesprechung in:

Das Orchester. Zeitschrift für Orchesterkultur & Rundfunk-Chorwesen, Februar 2007 (2/2007), S. 79 f.

Ingrid Bodsch/Gerd Nauhaus (Hg.)
Zwischen Poesie und Musik
Robert Schumann – früh und spät

Stroemfeld, Frankfurt am Main 2006, 384 S., 29,90 €


Während das Mozart-Jahr viel Mittelmäßiges und Unnötiges auf den Markt gebracht hat, waren die Früchte des Schumann-Jahrs 2006 weitaus ergiebiger. Hier nun liegt „Begleitbuch und Katalog“ zu einer Ausstellung vor, die von Juni bis Oktober 2006 im Bonner Ernst-Moritz-Arndt-Haus gezeigt wurde und bis Januar 2007 im Robert-Schumann-Haus Zwickau zu sehen war. Träger der Ausstellung waren das StadtMuseum Bonn und die Robert-Schumann-Gesellschaft Zwickau. Gleichzeitig war es eine Art Abschiedsgeschenk für Gerd Nauhaus, der jüngst als Leiter des Schumann-Hauses in den Ruhestand getreten ist. (Dass die Schumann-Sammlung der Universität- und Landesbibliothek Bonn – nur wenige Häuser vom Ernst-Moritz-Arndt-Haus entfernt – nicht berücksichtigt werden konnten, mag der einzige Schönheitsfehler dieser Ausstellung gewesen sein.)

Schwerpunkte des Bandes sind zum einen Schumanns Jugend und kompositorische Anfänge, in großer Ausführlichkeit mit Erstveröffentlichung diverser Originalquellen dargestellt. Viele Aspekte von Schumanns Jugend werden endlich von mythischen Anekdoten befreit, Schumann erfährt eine Verlebendigung vor allem durch authentische Dokumente; der Lesbarkeit halber werden leider nicht alle zitierten Quellen en détail nachgewiesen, was den wissenschaftlichen Wert des Bandes ein wenig mindert. Doch finden sich so viele Schätze, von faksimilierten Albumblättern über Miniaturen von Schumann-Freunden bis hin zu zahlreichen erstmals veröffentlichten Notenmanuskripten, dass man staunt über all das, was so lange unbekannt geblieben war.

Zwei Kapitel zu Schumann in Wien beleuchten einen vielfach im Schatten gebliebenen Abschnitt in seinem Leben, ehe der umfangreichste dritte Teil sich mit Schumann in Düsseldorf befasst. Diesmal sind es Tagebuchaufzeichnungen des langjährigen Freundes und Düsseldorfer Konzertmeisters Ruppert Becker, die Schumanns spätere Lebensjahre und insbesondere seinen Selbstmordversuch im März 1854 unmittelbar widerspiegeln.

Die Qualität der Beiträge ist durchgängig ausgesprochen hoch – höher gar als die ebenfalls äußerst opulente Bildausstattung. Selbst für einen Ausstellungskatalog ist die Zahl der Farbillustrationen ausgesprochen hoch, dazu konnte fast durchgängig eine Qualität gewahrt werden, die Bewunderung hervorruft. Nur einige wenige Reproduktionen und die unverständlicherweise mit Rahmen versehenen Notenbeispiele fallen da ein wenig ab – wahrscheinlich war hierfür die Druckerei verantwortlich. Keine „Bildbiografie“ im eigentlichen Sinne wurde hier vorgelegt, dafür aber eine Quellensammlung, die ihresgleichen sucht und für den an Schumann Interessierten unendlich viel Neues bietet.


Jürgen Schaarwächter


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