Übergänge. Zwischen Künsten und Kulturen.

Henriette Herwig / Volker Kalisch / Bernd Kortländer / Joseph A. Kruse / Bernd Witte (Hrsg.):

Internationaler Kongress zum 150. Todesjahr von Heinrich Heine und Robert Schumann.
X, 787 S., zahlreiche Abb. und Notenbeisp., Gebunden.

Stuttgart • Weimar: Verlag J. B. Metzler, 2007
ISBN: 978-3-476-02184-7


Zum Jubiläumsjahr 2006, in dem die 150. Wiederkehr der Todestage Heinrich Heines und Robert Schumanns begangen wurden, veranstalteten die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, das Heinrich-Heine-Institut der Landeshauptstadt Düsseldorf sowie die Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf gemeinsam einen internationalen wissenschaftlichen Kongress. Die 52 Beiträge des Kongresses von Literatur- und Musikwissenschaftlern aus zahlreichen Ländern vereinigt der vorliegende Band. Im Zentrum der Betrachtungen steht die kulturelle Bedeutung der beiden Künstler Heine und Schumann, die jeder auf seine Weise der deutschen Romantik zu ihrem Höhepunkt, und gleichzeitig der europäischen Moderne im bürgerlichen Zeitalter zum Durchbruch verhalfen. Die praktischen und theoretischen Überschneidungen von literarischen, musikalischen und medialen Phänomenen im Wirken beider Künstler werden aus unterschiedlicher Sichtweise beleuchtet.

Eingerahmt werden die in vier Sektionen unterteilten Beiträge durch den Festvortrag von Peter von Matt (Zürich) über Die Kunst, die Freiheit, der Teufel und der Tod. Strategien des Überlebens bei Heine und Schumann, der -- von einem eigenwilligen Ansatz ausgehend -- aufschlussreiche Zusammenhänge aufzeigt, und durch den von Frieder Reininghaus (Much) gestalteten Ausklang Schumann, die Revolution und das Ende gerundet wird, der -- stilistisch geschliffen -- einen weit gefassten Blick auf interessante Details wirft. Zwischen diesen Polen entfaltet sich in den Sektionen I. Lebens- und Wirkungsräume, II. Musik, Bild und Literatur, III. Kunst- und Kulturkritik sowie IV. Spätwerke 1848-1856 ein großer Spannungsbogen vielfältiger Themen. Dabei werden im ersten Teil u.a. nicht nur Heine und Schumann gestreift, sondern auch Clara Schumann als Vermittlerin deutscher Instrumentalmusik in Paris sowie auch das Pariser Musikleben der Julimonarchie und die Pariser Klaviervirtuosen bis hin zur Schumann-Rezeption in Frankreich generell, Claras Vater Friedrich Wieck in seinem kritischen Verhältnis zu seinem Schwiegersohn Schumann oder auch Pierre-Jean de Béranger und dessen Tradition der Chansons. Heine und Schumann setzten beide den Brief als Kunstmittel ein und liefern so ein treffliches Bild gestalterischer Gemeinsamkeiten. Heines Auseinandersetzung mit dem Judentum und seine eigene Positionierung, wie auch die Rezeption schumannscher Heine-Vertonungen im "Dritten Reich" berühren durchaus komplizierte Bereiche, deren solide Aufbereitung zu zahlreichen Erkenntnissen führt.

Diesen rezeptionsgeschichtlichen Betrachtungen folgen in der zweiten Sektion solche über konkrete intermediale Verflechtungen in Werken oder Werkgruppen Heines und Schumanns. Im Vordergrund stehen "Kooperationen", d.h. Liedvertonungen Schumanns von Texten Heines. Aber auch Phänomene, denen im Werk beider Künstler eine starke Bedeutung zufällt, wie beispielsweise die "Marseillaise", die "Sphinxes" oder die Relationen zwischen Sprache und Musik in jedweder Ausprägung. Nicht zuletzt werden die Beziehungen von Heine und Schumann zu weiteren Künstlerpersönlichkeiten der Zeit, wie Schubert, E.T.A. Hoffmann und Jean Paul, eingehend untersucht. Tatsächlich eröffnen sich viele Berührungspunkte im Schaffen und Wirken der beiden Künstler, deren Wechselspiele von Literatur und Musik sowie praktische und theoretische Überschneidungen von beiden Kunstbereichen auch in ganz speziellen Bereichen der Heine- oder Schumann-Forschung von den Referenten einleuchtend dargelegt werden.

Noch stärker beschäftigen sich die Aufsätze der dritten Sektion mit solchen Fragestellungen, wobei hier ganz besonders die interdisziplinäre Diskussion der medialen, ästhetischen und topographischen Erfahrungen zur Erhellung beiträgt. Dadurch entfaltet sich ein breites Spektrum der Errungenschaften der europäischen Kunstwelt nach 1830. Nur wenige Beiträge befassen sich in der letzten Sektion mit dem schwierigen Feld der so genannten "Spätwerke". Bei eher jung verstorbenen Künstlern wie Heine und Schumann erscheint es aus verschiedenen Gründen problematisch, von einem "Spätwerk" zu reden. Dennoch vermögen die Autoren einige der am Ende des Schaffens auftretenden Auffälligkeiten in Heines und Schumanns Werken gründlich aufzuarbeiten und verständlich zu erläutern.

Alles in allem bietet dieser umfangreiche und mit erhellenden Abbildungen und Notenbeispielen opulent ausgestattete, sorgfältig redigierte Band einen wahren Reichtum an Untersuchungen, Erkenntnissen, Erläuterungen, Forschungen und wissenschaftlichen Auseinandersetzungen. Geradezu überwältigend bleibt dabei die Fülle der thematischen Bereiche, die sicherlich auch mit vorliegenden Beiträgen noch längst nicht ausgeschöpft ist. Somit also auch eine Anregung, auf diesem interdisziplinären Weg weiter zu gehen.

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